Folgen der Finanzkrise:Citigroup streicht 53.000 Stellen

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Entsetzen bei der Belegschaft der Citigroup: Die US-Bank baut wegen der Finanzkrise massiv Personal ab. Und auch andere Institute sparen - an den Boni der Vorstände.

Die von der Finanzkrise schwer getroffene US-Großbank Citigroup streicht nochmals Zehntausende von Stellen. 53.000 der weltweit zuletzt etwa 350.000 Jobs sollen wegfallen. Die Kosten werden drastisch um rund 20 Prozent zurückgefahren. Das gab die Bank am Montag in New York bekannt.

Drastischer Jobabbau bei der Citigroup: Die US-Bank streicht 53.000 Stellen. (Foto: Foto: AFP)

Die Citigroup zählt mit Milliardenverlusten zu den weltweit größten Opfern der Finanzkrise. Sie steckt mittlerweile vier Quartale in Folge tief in den roten Zahlen. Das Minus summiert sich auf mehr als 20 Milliarden Dollar. Die Bank will sich früheren Plänen zufolge zudem von großen Konzernteilen trennen. In Deutschland verkaufte die Bank bereits ihr Privatkundengeschäft.

Citigroup-Chef Vikram Pandit kündigte die drastischen Einschnitte bei einer Mitarbeiterversammlung an. Der seit rund einem Jahr amtierende Konzernchef steht angesichts der anhaltenden Probleme der Bank enorm unter Druck. Die Bank hatte zuvor bereits Zehntausende Jobs abgebaut. Vor rund einem Jahr beschäftigte die Citigroup noch rund 375.000 Mitarbeiter. Auch andere US-Finanzhäuser wie J.P. Morgan Chase stehen Berichten zufolge vor weiteren massiven Stellenstreichungen. Weltweit gingen in der Bankenbranche wegen der Kreditkrise Schätzungen zufolge bislang mindestens 160.000 Arbeitsplätze verloren. Die Finanzhäuser verbuchten zusammen Abschreibungen und Wertverluste von mehr als 700 Milliarden Dollar.

Auch bei der US-Investmentbank Goldman Sachs wird gespart. Die Konzernführung streicht wegen der Finanzkrise in diesem Jahr nicht die üblichen Millionen-Prämien ein. Die sieben Top-Manager verzichten auf alle Boni und erhalten lediglich ihr Grundgehalt von 600.000 Dollar, bestätigte ein Sprecher der Bank. Goldman-Sachs-Chef Lloyd Blankfein hatte 2007 mit Prämien und Aktien im Wert von rund 68 Millionen Dollar eine Rekord-Vergütung an der Wall Street bekommen.

Keine Boni für UBS-Vorstände

Drastische Kürzungen müssen auch die Manager der Schweizer Großbank UBS hinnehmen. Das Institut wird ein Bonus-Malus-System für die Konzernleitung einzuführen. Demnach würde diese nicht nur wie bislang bei Erfolg belohnt, sondern müsste bei Misserfolgen auch Einbußen hinnehmen. Zudem erhalte der Verwaltungsratspräsident der UBS künftig keine Bonuszahlungen mehr. Das mit der Eidgenössischen Bankenkommission besprochene neue Vergütungsmodell soll ab 2009 eingeführt werden. Auch für das laufende Jahr erhalten Verwaltungsratspräsident Peter Kurer und alle Mitglieder der Konzernleitung keine Boni. Für alle Manager gehe die variable Vergütung für 2008 zudem deutlich zurück.

Kürzlich hatte auch die Führungsriege der Deutschen Bank auf Bonuszahlungen verzichtet. Der öffentliche Druck auf die Top-Manager der Finanzbranche wird auch in den USA immer größer. So nimmt der New Yorker Generalstaatsanwalt Andrew Cuomo die Spitzengehälter gerade unter die Lupe.

Das jedoch reicht Bankenpräsident Klaus-Peter Müller nicht. Der ehemalige Commerzbank-Chef wünscht sich, dass die Institute die Bezahlung ihrer Manager genauer beobachten. "Richtig ist, wir müssen unsere Vergütungsmodelle auf Fehlanreize überprüfen und stärker am langfristigen Erfolg orientieren", sagte Müller. Allerdings sei generelle Kritik an den Gehältern der Banken-Manager unangebracht: "Manager schreiben sich ihre Verträge nicht selbst."

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