Flugkrise:Versicherer wälzen Risiken auf den Staat

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Eilig hat die Assekuranz Verträge mit den Fluggesellschaften gekündigt. Nun soll die öffentliche Hand einspringen.

Weltweit haben Regierungen den nach den Anschlägen in den USA in die Krise geratenen Fluggesellschaften ihrer Länder Hilfe zugesagt.

Fluggesellschaften sind empört

Während der US-Kongress am Freitag ein milliardenschweres Hilfsprogramm für die Fluglinien absegnete, kündigte die deutsche Regierung der Luftfahrtindustrie Unterstützung beim Versicherungsschutz im Falle von Anschläge an.

Die Versicherungen hatten nach den mit entführten Flugzeugen geflogenen Anschlägen in New York und Washington nicht nur eine deutliche Erhöhung der Gebühren, sondern auch eine drastische Reduzierung der Deckung von Schäden durch "Terror und Krieg" angekündigt.

Einige Fluggesellschaften kritisierten das Verhalten der Versicherer scharf.

15 Milliarden Dollar in den USA ...

Mit einem 15 Milliarden Dollar umfassenden Hilfspaket will die US-Regierung ihren von den Auswirkungen der Anschläge wirtschaftlich besonders hart betroffenen Fluggesellschaften unter die Arme greifen. "Es wird eine unmittelbare Hilfe von fünf Milliarden Dollar in bar geben", sagte der demokratische Mehrheitsführer im US-Senat, Thomas Daschle.

Hinzu kämen zehn Milliarden Dollar an Kreditgarantien und Rückstellungen für die Abdeckung einiger Forderungen von Betroffenen. In Europa und Deutschland sind direkte staatliche Beihilfen für Fluglinien bisher nicht geplant.

... und Haftungszusagen von 20 Milliarden Dollar in Deutschland

Dafür wollen einige Länder wie Deutschland und Großbritannien den Fluggesellschaften in der Frage der Schadensdeckung etwa durch Haftungsgarantien zur Hilfe eilen. Mit bis zu 20 Milliarden Dollar will der Bund für zunächst vier Wochen die Haftung übernehmen, sagte ein Sprecher des Verkehrsministeriums.

Eine ähnliche Lösung hatte zuvor bereits die australische Regierung angekündigt. Auch in London wurde Regierungskreisen zufolge eine Lösung für das Problem der Deckungssummen ausgehandelt, zu der jedoch bislang keine Details bekannt gegeben wurden.

Die Verkehrskommissarin der Europäischen Union (EU), Loyola de Palacio, hatte bereits die Möglichkeit in Aussicht gestellt, den Fluggesellschaften Hilfen bei der Beitragsdeckung zu gewähren.

Auch die EU-Finanzminister wollten auf ihrem am Freitag begonnenen Treffen die Lage der Luftfahrtbranche diskutieren.

Nur noch 50 Millionen Dollar Deckung

Bereits für kommende Woche haben zahlreiche Versicherungen in ihren Policen für Fluggesellschaften die Deckung für "Drittschäden durch Krieg und Terror" einseitig gekündigt und dafür deutlich geringere Schadenersatzsummen angeboten.

Von einer Milliarde Dollar auf nur noch 50 Millionen Dollar soll demnach die Deckung sinken. Lufthansa-Versicherungschef Ralf Oelßner sagte, dass der weltweite Flugverkehr zum Stillstand kommen könne, falls das Problem nicht gelöst werde. Er hoffe, dass die EU staatliche Haftungsgarantien genehmige.

Teilweise deutliche Kritik erhielten die Versicherer für die Erhöhungen der Beiträge und vor allem Reduzierung der Schadensabdeckung. Lufthansa-Chef Jürgen Weber warf den Versicherern in einem vorab veröffentlichten Interview mit der Zeitung Die Welt vor, die Verträge mit einer äußerst kurzen Frist gekündigt und damit ihre Probleme auf die Luftfahrtindustrie abgewälzt zu haben.

Ein Sprecher des Touristikkonzerns Preussag , zu dem auch der Ferienflieger Hapag Lloyd gehört, bezeichnete die kurze Frist für der Änderungskündigungen der Policen als "verwunderlich".

KLM droht mit Flugstopp

Die Regionallinie Eurowings warf den Versicherern vor, alle Linien über einen Kamm zu scheren. Für reine Regionalflieger wie Eurowings sei das abzudeckende Risiko viel geringer als etwa bei Interkontinentalflügen, sagte ein Unternehmenssprecher.

Die niederländische Fluggesellschaft KLM forderte indes die Versicherer dazu auf, zumindest die Frist für die Änderungskündigungen zu verlängern.

KLM hatte zuvor gesagt, sie könne nicht ausschließen, dass ihre Flugzeuge von Montagabend 24.00 Uhr nicht mehr fliegen werden.

Das Risiko, das auf die Fluggesellschaften entfiele, sei nicht akzeptabel.

(sueddeutsche.de/rtr)

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