Flughäfen unter Druck:Fliegen wird noch billiger

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Die Billigflieger verlangen niedrigere Flughafengebühren. Deshalb könnten die Flugpreise ins Rutschen geraten — auch für Langstreckenflüge.

Von Sibylle Haas

Der Kampf um den Fluggast geht weiter. Der Wettbewerb zwischen den Billig-anbietern verschärft sich, denn auf dem Flugmarkt überwiegt das Angebot nach wie vor die Nachfrage.

Der Flughafen Köln/Bonn gilt als der größte Billigflug-Airport in Deutschland. Foto: AP (Foto: N/A)

Tarife gehen nach unten

Deshalb findet Wettbewerb vor allem über die Preise statt. Die unter anderem auf Luftfahrt spezialisierte Beratungs-gesellschaft Boston Consulting Group schätzt, dass die Tarife nochmals nach unten gehen werden.

Derzeit verstärken die Billigflieger den Druck auf die Flughäfen und verlangen mehr Flexibilität bei den Gebühren. "Die starre Gebühren-ordnung ist kundenfeindlich, weil sie den Fluggesellschaften zu wenig Spielraum bei der Kalkulation lässt", sagt Martin Koehler, Geschäfts-führer der Boston Consulting Group zur Süddeutschen Zeitung.

Koehler fordert, die Gebühren nicht nur am Gewicht und der Geräusch-Emission der Flugzeuge, sondern auch an der Nachfrage zu orientieren. So sollten Starts um die Mittagszeit weniger kosten, als die begehrteren Flüge früh morgens.

Ryanair sieht sich um

Der Billigflug-Airport Köln/Bonn überarbeitet derzeit sein System in diesem Sinne. "Starre Gebührenmodelle sind nicht mehr zeitgemäß", sagt Michael Garvens, Vorsitzender der Geschäftsführung der Flughafen Köln/Bonn GmbH, im Gespräch mit der SZ.

Garvens rechnet damit, dass die neue Struktur im nächsten Jahr fertig sein wird. Hintergrund dafür dürften auch die Gespräche mit dem irischen Billigflieger Ryanair sein — der üblicherweise die Flughäfen bei den Gebühren drückt.

Ryanair hat den Flughafen Frankfurt-Hahn zu seinem wichtigsten Flughafen in Deutschland gemacht, sucht aber auch nach anderen Standorten. Garvens bestätigt, dass Ryanair Interesse an Starts auf dem Köln/Bonner Flughafen geäußert hat; das Einzugsgebiet sei größer und die Infrastruktur besser als die in Hahn.

Der Flughafen Köln/Bonn gilt als der größte Billigflug-Airport in Deutschland. 53 Prozent der 7,8 Millionen Passagiere flogen im vorigen Jahr mit einem Billiganbieter.

Ungenutzte Startrechte

Garvens zeigte sich froh darüber, dass Germanwings und Hapag-Lloyd-Express nicht — wie geplant — vom Düsseldorfer Flughafen fliegen werden. Die beiden hatten Start- und Landerechte in Düsseldorf beantragt, nutzen sie im Winter aber nicht.

Es ist nicht ungewöhlich, dass Fluggesellschaften die so genannten Slots beantragen, um Konkurrenten fernzuhalten. Hapag-Lloyd-Express ist überdies einer der Billigflieger, die mit dem Abzug vom Flughafen Hannover gedroht hatten, wenn sich die britische Easyjet dort ansiedelt.

Das Ergebnis ist, dass Easyjet zunächst nicht von Hannover aus fliegen wird. Garvens, der Ähnliches erlebt hat und Easyjet dennoch nach Köln/Bonn geholt hat, kommentiert dies so: "Ich wehre mich gegen dirigistische Maßnahmen aller Art."

Im Oktober dürften laut Garvens auch die Verhandlungen mit der amerikanischen ATA (vormals American Trans Air) über Langstrecken-flüge in die USA beendet sein. ATA will für 100 Euro mit einer Boeing 757 täglich zwischen Köln/Bonn und der amerikanischen Ostküste pendeln.

Ausweichflughafen

Darüber hinaus liefen Gespräche über Langstreckenflüge mit den Ferienfliegern LTU und Condor, sagt Garvens. Die zu Thomas Cook gehörende Condor bietet seit Ende Mai Flüge für 99 Euro nach Übersee an. Wachstumschancen erhofft sich der Flughafenchef durch das neue ICE-Terminal.

Seit Mitte Juni verbindet der Zug in weniger als einer Stunde die Flughäfen Frankfurt und Köln/Bonn. "Köln/Bonn könnte ein Ausweich-flughafen für Frankfurt sein", sagt Garvens mit Blick auf den verzögerten Ausbau des Frankfurter Flughafens.

Während die Star Alliance um Lufthansa nach München ausweicht, könnte Köln/Bonn für die nicht zur Star Alliance gehörenden Fluggesellschaften eine Alternative sein. Gespräche mit Fluggesell-schaften würden geführt, so Garvens. Sogar der Super-Airbus A380 könne in Köln/Bonn landen.

© SZ vom 22. Juli 2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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