Flugangst:US-Airlines vor Ertragsdebakel

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Die ohnehin schwer angeschlagenen US-Fluggesellschaften werden durch die Terroranschläge wahrscheinlich noch zusätzliche Milliardenverluste machen.

Die amerikanische Regionalfluggesellschaft Midway Airlines (Morrisville/North Carolina), die bereits temporären Gläubigerschutz in einem Konkursgericht gesucht hatte, warf sogar endgültig das Handtuch. Sie stellte ihren Flugbetrieb vollständig ein und schickte 1.700 Mitarbeiter nach Hause. Die Midway rechnet wegen der Terroristenattacken mit einem starken Rückgang des Flugverkehrs.

Seit Dienstag dürfen in den USA keine Flugzeuge mehr fliegen. Die Airlines haben am Mittwoch von Washington lediglich die Genehmigung erhalten, ihre während der Anschläge am Dienstag umgeleiten Flugzeuge mit den ursprünglichen Passagieren an ihre Zielorte zu fliegen.

Sie können auch leere Maschinen innerhalb der USA dorthin fliegen, wo sie nach Wiederaufnahme des regulären Flugverkehrs benötigt werden. Es ist aber noch offen, wann der reguläre Flugverkehr vom US- Verkehrsministerium und der Flugaufsichtsbehörde FAA wieder zugelassen wird.

Neue Sicherheits-Vorschriften

Die Airlines müssen nach Schätzungen von Branchenkennern jetzt mit einem drastischen Rückgang des Fluggastaufkommens rechnen, da viele Touristen und Geschäftsreisende erst einmal auf Flugreisen verzichten werden.

Die Gesellschaften müssen auch viel höhere Gebühren für Sicherungsmaßnahmen an den Flughäfen zahlen. Washington hat eine ganze Liste von neuen Vorschriften bei der Passagier- und Gepäckabfertigung angeordnet, um Terror-Anschläge zu verhindern.

Jeder Tag, an die amerikanischen Fluggesellschaften nicht fliegen, kostet diese insgesamt rund 270 Millionen Dollar. Die amerikanischen Airlines hatten im vergangenen Jahr insgesamt 1,5 Milliarden Dollar verdient. In diesem Jahr könnte es Gesamtverluste von knapp fünf Milliarden Dollar geben. Damit würde der Rekordverlust des Jahres 1992 erreicht.

Sam Buttrick, ein Airline-Analyst der UBS Warburg, rechnet damit, dass es auf Grund der Anschläge allein einen Zusatzverlust von zwei Milliarden Dollar geben könnte. "Die Attacken am Dienstag waren beispielloser Natur. Wir erwarten, dass die Auswirkungen auf den Flugverkehr und die Gewinne ebenfalls beispiellos sein werden", erklärte er nach einem Bericht des Wall Street Journal vom Donnerstag.

Auch Hotels, Autoverleihfirmen und die gesamte Reisebranche dürften nach Meinung von Wall-Street-Experten stark in Mitleidenschaft gezogen werden.

Geschäftsreiseverkehr ohnehin schwach

Der Geschäftsreiseverkehr hatte bereits vor den Anschlägen wegen der schwachen US-Wirtschaft enorm gelitten und bei den meisten US-Fluggesellschaften in diesem Jahr zu hohen Verlusten geführt. Jetzt drohen neben den Auswirkungen der Terroristenanschläge auch noch eine Rezession in den USA und starke Wirtschaftsprobleme in Europa und Asien. Hierdurch dürfte der Flugreiseverkehr noch stärker leiden.

(sueddeutsche.de/dpa)

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