Fleisch statt Blech:Die Volksküche

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Endlich ein Erfolg: VW verkauft mehr Würste als Autos. Die "Volkswagen Originalteile" verkauften sich 7,2 Millionen Mal.

Von Stephan Radomsky

"Kommse vonne Schicht, wat schönret gibt et nich, als wie Currywurst", wusste schon Herbert Grönemeyer, anno 1982. Mit der Erkenntnis war der Ruhrpott-Sänger allerdings beileibe nicht der Erste. Bei Volkswagen hatten sie die Wurst da schon seit neun Jahren im Angebot, und zwar nicht erst nach Schichtende, sondern schon zur Frühstückspause morgens um acht, frisch aus der eigenen Schlachterei im Stammwerk.

Hauptsächlich lässt Volkswagen dort den Golf vom Band laufen sowie die Modelle Tiguan und Touran. Noch zumindest. Denn zuletzt lief es nicht sonderlich rund im Autogeschäft: Der Absatz der Marke VW sank im vergangenen Jahr von 6,12 auf 5,82 Millionen Autos. Und auch an den Montagelinien in Wolfsburg wurde weniger produziert. Steht zu vermuten, dass dabei neben einigen Modellwechseln auch die Abgasaffäre ihre Rolle gespielt hat.

Das Currywurst-Business erlebte dagegen geradezu einen Boom. Insgesamt 7,2 Millionen Wurstpellen wurden im vergangenen Jahr mit Fleischbrät befüllt, jeder einzelne groß und stolz gekennzeichnet als "Volkswagen Originalteil" und über Buche geräuchert. Eine Million Stück mehr als im Jahr zuvor seien das gewesen, bestätigte eine Konzernsprecherin. Überschlägig etwa 850 Tonnen müsste der Wurst-Ausstoß damit im vergangenen Jahr erreicht haben. Über dabei möglicherweise überschrittene Grenzwerte für Rauchgasemissionen der Wurst wurde dennoch nichts bekannt.

Auch sonst genießt sie einen tadellosen Ruf, nicht nur unter den VW-Mitarbeitern. Denn natürlich wird die Wurst aus dem Werk in den eigenen Kantinen kredenzt, gern klassisch mit Pommes rot-weiß. Darüber hinaus vertreibt VW seine "Teile" bei den Heimspielen des auch ansonsten eng mit dem Konzern verbandelten Bundesligisten VfL. Und in immerhin elf Ländern gibt es sie auch im Fachhandel, vulgo Supermarkt. Zusammen mit dem passenden Gewürzketchup für das authentisch deutsche Geschmackserlebnis, versteht sich.

Wo genau nun das Wurst-Wachstum herkommt, ist nicht bekannt. Möglich aber, dass es die Manager des Volkswagen-Konzerns selbst waren, die das Geschäft so angekurbelt haben. Denn: "Bisse richtig down, brauchse wat zu kaun - 'ne Currywurst", wusste Grönemeyer auch schon.

© SZ vom 20.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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