Firmenbetrug:Der Trick mit dem Chef

Sie geben sich als CEO aus und lassen von Mitarbeitern viel Geld auf Konten überweisen. Sechs Firmenbetrüger wurden nun von der Polizei in Israel festgenommen.

Dem Bundeskriminalamt ist ein Schlag gegen internationale Firmenbetrüger gelungen, die mit der sogenannten Chef-Masche Unternehmen um Millionensummen bringen. Nach gemeinsamen Ermittlungen mit anderen Behörden seien in diesem Jahr in Israel sechs Verdächtige festgenommen worden, sagte die Leiterin der Abteilung "Schwere und organisierte Kriminalität", Sabine Vogt.

Bei der Methode "CEO fraud" (Chef-Betrug) rufen Täter meist in der Buchhaltung von Firmen an und geben vor, der Geschäftsführer (Chief Executive Officer/CEO) zu sein. Vorher informieren sie sich über offen zugängliche Quellen wie Internetseiten oder soziale Medien über Unternehmen und deren Chefs. Mithilfe von Lügen und technischen Tricks bringen sie Angestellte dann beispielsweise auf vermeintliche Anweisung des Vorgesetzten dazu, Firmengeld ins Ausland zu überweisen. Die Beute landet meist auf chinesischen Konten und verschwindet. Die nun gefassten mutmaßlichen Betrüger sollen für einen Schaden von 175 Millionen Euro verantwortlich sein. Die Verdächtigen haben dem BKA zufolge überwiegend die französische und die israelische Staatsbürgerschaft. Tatort sei ein Apartment in Tel Aviv gewesen.

Das Phänomen "CEO fraud" falle seit drei bis vier Jahren verstärkt auf, sagte BKA-Vizepräsident Peter Henzler. Er rechnete mit einem Schaden von inzwischen bis zu einer Milliarde Euro, die Dunkelziffer sei aber hoch. Manch betrogener Firmenchef meldete sich aus Angst vor Imageverlust nicht bei der Polizei.

Nach der Festnahme hätten 26 Millionen Euro wieder zurücküberwiesen werden können. Besonders betroffen seien Mittelständler, sagte Henzler. Ein erfolgreicher Betrug um einen zweistelligen Millionenbetrag könne für eine solche Firma existenzgefährdend sein.

© SZ vom 19.12.2017 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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