Finanzpolitik:Draghis Warnungen

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Der EZB-Präsident rät in Jackson Hole dazu, die strenge Regulierung des Finanzmarktes beizubehalten. Zugleich warnt er vor Protektionismus - der sei ein Risiko für die Weltwirtschaft.

Von Markus Zydra, Frankfurt

Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, warnt davor, die strenge Regulierung des Finanzmarktes aufzuweichen. "Besonders wenn die Geldpolitik locker ist, besteht die Gefahr, dass eine laxe Regulierung die Finanzmärkte aus der Balance bringt", sagte Draghi am Freitagabend beim Spitzentreffen internationaler Notenbankchefs im amerikanischen Jackson Hole. Die Regulatoren sollten sich davor hüten, dieselben Anreize zu schaffen, die damals zur Finanzkrise geführt hätten.

Auch Janet Yellen, die Chefin der US-Zentralbank Federal Reserve, hat in ihrer Rede die nach der Finanzkrise deutlich verschärfte Bankenregulierung verteidigt. Die Regeln hätten zur Stärkung des Bankensystems beigetragen. Damit stellten sich beide Notenbankchefs gegen die Pläne von US-Präsident Donald Trump, die Regulierung zu lockern.

Gleichzeitig verzichteten Draghi und Yellen darauf, die nächsten Schritte ihrer Geldpolitik zu erörtern. In der EZB hat eine Diskussion darüber begonnen, ob man das 2,2 Billionen schwere Programm zum Kauf von Anleihen über den Dezember hinaus verlängern soll oder nicht. Die Bundesbank ist dafür, das Programm zu beenden. Doch im EZB-Rat gibt es einige, die das Ende noch hinausschieben möchten. Die Inflationsrate im Euro-Raum ist mit 1,3 Prozent immer noch weit weg vom EZB-Inflationsziel von zwei Prozent.

Protektionismus wäre "ein erhebliches Risiko für die Weltwirtschaft"

In den USA ist das gleiche Phänomen zu beobachten: Auch dort ist die Wirtschaft gewachsen, doch die Preise ziehen nicht so stark an, wie man es angesichts der lockeren Geldpolitik erwarten würde.

Für Verwunderung sorgten zuletzt die Entwicklungen am Devisenmarkt. Seit Jahresbeginn hat der Euro im Verhältnis zum US-Dollar mehr als 13 Prozent zugelegt. Erstmals seit Januar 2015 kletterte der Euro kürzlich über 1,19 Dollar. Wenn die EZB ihre Geldpolitik nun lockerte, würde eine weitere Aufwertung drohen. Ein Dilemma: Denn der starke Euro verbilligt die Importe, was den Inflationsdruck in Europa reduziert - dabei möchte die EZB doch die Preise deutlich höher treiben.

Draghi sprach sich darüber hinaus für offene Märkte aus. "Ein zentrales Element für eine dynamische Wirtschaft und mehr Produktivität ist Offenheit", sagte der EZB-Präsident. Protektionismus wäre "ein erhebliches Risiko für die Produktivität und das Wachstum der Weltwirtschaft", sagte Draghi.

© SZ vom 26.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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