Finanzinstitute:Deutsche Bank vor Stellenabbau

Lesezeit: 1 min

Der neue Chef will die Belegschaft um ein Viertel verringern. Derzeit sind es 98000 Mitarbeiter. Übrig bleiben sollen 75000.

Frankfurt - Die Deutsche Bank will die Zahl ihrer Beschäftigten in den nächsten Jahren um rund ein Viertel verringern. Der neue Vorstandschef John Cryan wolle die Belegschaft wie erwartet auf ungefähr 75 000 reduzieren, sagten mehrere Insider der Nachrichtenagentur Reuters. Derzeit beschäftigt die Bank 98 000 Mitarbeiter. Allein 15 000 davon fallen durch den Börsengang der Postbank weg, der für das kommende Jahr geplant ist. Zur Disposition stünden auch viele der rund 20 000 Arbeitsplätze, die die Bank in den vergangenen Jahren in Niedriglohnländern aufgebaut hat. Die Arbeiten, die diese Mitarbeiter verrichten, sollten künftig mit Hilfe einer leistungsfähigeren IT erledigt werden, sagte einer der Insider. Das habe Cryan auf der Aufsichtsratsklausur am Wochenende am Tegernsee klar gemacht. Beschlüsse gebe es aber noch nicht.

Bei der Bank sind nach eigenen Angaben mehr als 40 000 Menschen mit Verwaltungstätigkeiten ohne Kontakt mit den Kunden beschäftigt. Zu den Abbau-Zahlen wollte sich ein Sprecher des Instituts nicht äußern. Cryan hat angekündigt, Details der Strategie im Herbst zu veröffentlichen. Dass wegen dieser vielen Problemfelder - darunter den hohen Kosten - tiefe Einschnitte anstehen, hatte Cryan bereits in zwei Mitarbeiterbriefen zu seinem Amtsantritt deutlich gemacht.

Auch von den weltumspannenden Ambitionen wird sich Cryan wohl verabschieden: Europa, die Vereinigten Staaten und Asien seien die Regionen, auf die man sich konzentrieren will, hieß es. Das Privatkundengeschäft in Italien steht also nicht zur Disposition, aber Töchter in Südamerika und in Afrika - sowie in Russland, wo die Deutsche Bank derzeit mit dem Verdacht kämpft, in einen milliardenschweren Geldwäsche-Skandal verwickelt zu sein. Bereits beschlossen ist dem Vernehmen nach der Rückzug aus sechs Ländern, in denen die Bank keine große Rolle spielt: Finnland, Dänemark, Norwegen, Malta, Peru und Neuseeland. Zugleich wird das Haus weitere Kosten für Rechtsstreitigkeiten verdauen müssen.

© SZ vom 15.09.2015 / mesc, Reuters - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: