Finanzierung:Die Bank und der Panzer

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Zwei Organisationen haben die Rüstungsgeschäfte von Kreditinstituten untersucht - und eine Verbraucherbroschüre geschrieben.

Von Kristiana Ludwig, Berlin

Was Bankkunden wollen - beziehungsweise was sie nicht wollen -, daran ließ schon eine Umfrage vor drei Jahren wenig Zweifel. "Wenn ich wüsste, dass meine Bank Rüstung finanziert oder in sie investiert, würde ich die Bank wechseln", sagten 61 Prozent der Befragten dem Institut TNS Infratest. Doch die wenigsten Bankberater sprechen seither mit ihrer Kundschaft über das Geld, das ihr Institut Waffenfirmen zur Verfügung stellt. Die beiden Nichtregierungsorganisationen Facing Finance und Urgewald haben deshalb nun eine Broschüre veröffentlicht, die Sparer und Anleger über Rüstungsgeschäfte ihrer Kasse informieren soll. Vor allem die Großbanken schneiden in dem Heft schlecht ab. Nach Recherchen des niederländischen Forschungsinstituts Profundo unterstützen die Deutsche Bank, die Commerzbank und die Unicredit Group, zu der auch die deutsche Tochter Hypo-Vereinsbank gehört, einen Großteil der acht untersuchten Rüstungsunternehmen. Auf Platz vier folgt die Bayerische Landesbank, die etwa die Unternehmen Airbus, Thyssen-Krupp, Boeing und Northrop Grumman finanziert.

Die Summen, die Banken für Rüstungsgeschäfte bereitstellen, liegen laut der Studie zum Teil bei über einer Milliarde Euro. Allerdings seien dies nur vage Zahlen, sagte der geschäftsführende Vorstand von Facing Finance, Thomas Küchenmeister, bei der Vorstellung der Broschüre in Berlin. In den Bankunterlagen fänden sich selten Belege für konkrete Waffengeschäfte. Die Unternehmen erhielten meist allgemeine Kredite, und gerade bei "Mischkonzernen" lasse sich deren Einsatz kaum überprüfen. So sei etwa Thyssen-Krupp zwar ein wichtiger U-Boot-Exporteur, die Produktion mache aber nur einen kleinen Teil des Umsatzes des Industriekonzerns aus.

Laut Studie sind die Richtlinien mancher Banken lückenhaft - und das ist nicht das einzige Problem

Auch deswegen seien Selbstverpflichtungen für die Rüstungsfinanzierung, die einige Großbanken in der Vergangenheit verabschiedet hatten, kein wirksames Mittel, sagte auch Annabel Oelmann. Sie leitet die Bremer Verbraucherzentrale. Laut der Studie sind die Richtlinien vieler konventioneller Banken nicht nur häufig lückenhaft. In den Geschäftsberichten der Banken Verstrickungen mit der Rüstungsbranche aufzuspüren, sei für Bankkunden einfach "zu aufwendig", sagt sie. Oelmann schlägt stattdessen vor, bei staatlich geförderten Geldanlagen wie etwa der Riester-Rente Investitionen ohne Rüstungsbeteiligungen vorzuschreiben. Sie hat außerdem mit dem Verein Forum für nachhaltige Geldanlagen ein Siegel für Finanzprodukte entwickelt, das ethisch vertretbare Fonds kennzeichnen soll. Laut der Studie steckte im Juni 2015 sowohl das Geld der zehn größten als auch der fünf beliebtesten Aktienfonds Deutschlands in Firmen, die unter anderem auch Rüstung produzieren.

Die Autoren der Broschüre empfehlen Bankkunden, die wechseln wollen, Nachhaltigkeitsbanken und Kirchenbanken. Letztere unterstützen meist nur zu einem kleinen Teil Waffenhersteller oder deren Zulieferer. Die Bankenreferentin der Organisation Urgewald, Barbara Hoppe, fordert Transparenzvorschriften und Investmentverbote. Die Namen der vier größten Rüstungsfinanzierer finden sich auch in den Panama Papers.

© SZ vom 08.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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