Finanzhilfe für Japans Banken:Nikkei auf dem tiefsten Stand seit 1982

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Angesichts der dramatischen Wertverluste an den Börsen plant Japan ein milliardenschweres Rettungspaket für die Banken. Der Nikkei zeigt sich unbeeindruckt - und verliert massiv.

Der japanische Regierungschef Taro Aso hat am Montag seine Regierung mit der unverzüglichen Ausarbeitung von Maßnahmen zur Stabilisierung des Marktes beauftragt. Aktienkurse beeinflussten stark die Realwirtschaft, begründete Aso seine Anordnung von Gegenmaßnahmen. Dazu gehören höher als zunächst geplante staatliche Mittel zur Rekapitalisierung von Banken. Statt zwei Billionen Yen soll die Obergrenze für solche staatlichen Finanzspritzen für angeschlagene Banken laut Medien nun zehn Billionen Yen (84 Milliarden Euro) betragen.

Keine guten Perspektiven: Die Börse in Tokio hat am Montag abermals deutlich nachgegeben. (Foto: Foto: dpa)

"Wir müssen verschiedene Strategien in Erwägung ziehen und umsetzen", sagte Ministerpräsident Taro Aso am Montag nach einer Dringlichkeitssitzung von Kabinett und ranghohen Parteimitgliedern.

Die japanische Regierung hatte zuvor dem Parlament einen Gesetzesentwurf zur Wiederaufnahme öffentlicher Finanzspritzen für Banken vorgelegt. Ein entsprechendes Rekapitalisierungsgesetz war erst im März ausgelaufen und soll nun angesichts der Finanzturbulenzen wieder aufgelegt werden. Dieses ermöglicht es dem Staat, den Regionalbanken bei der Stärkung ihrer Kapitalbasis zu helfen, um kleineren und mittleren Unternehmen die Finanzierung zu erleichtern. In jüngster Zeit war es zu einer Serie an Pleiten im Immobiliensektor gekommen. Dies trifft vor allem Regionalbanken.

Regelverschärfung für Leerverkäufe

Zudem solle es strengere Regeln gegen Leerverkäufe japanischer Aktien geben, um die Talfahrt der Aktienkurse zu stoppen. Dabei handelt es sich um Verkäufe von Wertpapieren, die der Verkäufer zum Zeitpunkt der Veräußerung noch nicht besitzt. Er profitiert dann von dem Leerverkauf, wenn der verkaufte Wert im Preis sinkt. Solche Geschäfte werden als ein Faktor hinter den jüngsten Kursrückgängen gesehen.

Die Finanzkrise hat Japan inzwischen erreicht - oder deren Auswirkungen. Die Börse Tokio war zuletzt förmlich eingebrochen. Auch am Montag ging es für die Börse in Tokio abwärts. Nach einem positiven Auftakt vollzog der Nikkei-Index eine Kehrtwende und gab zeitweise mehr als sechs Prozent nach. Er notierte mit 7156 Punkten so schwach wie seit 26 Jahren nicht mehr.

Der breiter gefasste Topix-Index weitete seine Verluste auf zeitweise mehr als sieben Prozent auf 749 Zähler aus. Neben der Finanzkrise lasteten auch schwindende Wachstumsaussichten großer Export-Konzerne wie Canon auf dem Markt. Da der japanische Yen sich gegenüber dem Dollar verteuerte, rechneten die Händler mit schlechten Geschäften der Börsenschwergewichte. Canon-Anteile verbilligten sich um knapp sieben Prozent.

Die Aktien großer japanischer Banken verloren bis zu 15 Prozent. Anleger fürchteten, dass die Institute Milliarden Dollar brauchen, um die Folgen der Krise abzufedern. Allein der größte Kreditgeber des Landes, die Mitsubishi UFJ-Finanzgruppe, erwägt nach Angaben aus Finanzkreisen eine Kapitalerhöhung um umgerechnet knapp neun Milliarden Euro. Die Nummern zwei und drei am japanischen Bankenmarkt, Mizuho und Sumitomo Mitsui benötigen Medienberichten zufolge jeweils rund 4,3 Milliarden Euro.

© sueddeutsche.de/Reuters/AP/dpa/mel/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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