Finalist:To-go, aber mit gutem Gewissen

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(Foto: N/A)

Von Sophie Burfeind

In Deutschland hört man diesen Satz ungefähr 320 000 Mal pro Stunde: "Einen Kaffee bitte, zum Mitnehmen!" Gegen den Satz allein spricht natürlich nichts. Das Problem an ihm ist, dass ihm jedes Mal ein Einwegbecher folgt, der ein paar Minuten später im Müll landet. So kommen jährlich 2,8 Milliarden Coffee-to-go-Becher zusammen, die einen Abfallberg von 40 000 Tonnen ergeben. Die so entstandene Kaffeebecher-Kette könnte man sieben Mal um die Erde wickeln. Hinzu kommen 43 000 Bäume, 3000 Tonnen Öl und 1,5 Milliarden Liter Wasser, die zur Herstellung der Becher benötigt werden. Coffee-to-go-Becher sind also nicht nur der Inbegriff unserer Wegwerfgesellschaft, sondern vor allem ein großes Umweltproblem.

Um den Verbrauch der Kaffeebecher einzudämmen, haben Fabian Eckert, 28, und Florian Pachaly, 22, im September 2016 das Start-up Recup in München gegründet. Ihre Geschäftsidee: Ein Pfandsystem, mit dem Coffee-to-go-Becher mehrfach genutzt werden können. Coffee-to-go-again, sozusagen. Auf die Idee kamen die beiden Gründer während ihres Studiums - wegen eines Seminars und wegen der vielen Kaffeebecher, die an der Uni jeden Tag in den Mülleimern landeten.

Das Recup-Pfandsystem funktioniert folgendermaßen: Der Kunde zahlt für den Hartplastikbecher einen Euro Pfand, erhält auf den Kaffee Rabatt und kann den Becher bei jedem teilnehmenden Café wieder einlösen. Dort werden sie gespült und wiederverwendet. Recup-Becher gibt es mittlerweile an 437 Standorten bundesweit, in Cafés, Bäckereien, Biomärkten mit Café, Cafeterias in Großunternehmen und bei Filialisten wie Coffee Fellows.

Auf manchen Bechern - wie auf denen in München - ist die Silhouette der Stadt zu sehen. Insgesamt, sagt Pachaly, gebe es bereits sieben solcher Städte-Editionen, weitere vier seien schon in Produktion.

© SZ vom 15.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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