Finalist:Die Vermessung der Welt

(Foto: N/A)

Von Sophie Burfeind

Wenn wir eine Straße entlang gehen, erkennen wir automatisch, was sich um uns herum abspielt. Wir können einen Hund von einem Radfahrer unterscheiden und einen Stromkasten von einer Ampel. Maschinen konnten das bislang nicht. Die Münchnerin Manuela Rasthofer wollte das ändern, sie sagte sich: Es gibt so viele Bilder und Karten von der Außenwelt - wie kann es sein, dass Maschinen darauf nichts erkennen?

Im Mai 2015 gründete die 35-Jährige deshalb mit Christian Schaub, Sebastian Gerke und Josef Schindler das Start-up Terraloupe. Das Unternehmen aus München analysiert Geobilddaten mit künstlicher Intelligenz, sogenannten Deep-Learning-Algorithmen. Anders gesagt: Terraloupe erstellt digitale Abbilder der Umwelt und trainiert Maschinen, zu erkennen, was auf ihnen zu sehen ist. Terraloupe arbeitet dazu mit Luftbildaufnahmen von Flugzeugen, weil sie genauer sind als Satellitenbilder.

Diese Analysen sind für viele Unternehmen interessant, etwa wenn es um Zukunftstechnologien wie das autonome Fahren geht. Autonome Fahrzeuge müssen erkennen, welche Gegenstände sich auf und am Rand der Straße befinden und darauf reagieren können. Dazu benötigen Autohersteller detailliertes Kartenmaterial und die Fahrzeuge eine entsprechende Software. Aber auch Versicherungen nutzen die Technologie von Terraloupe. Mit ihr können sie beispielsweise ermitteln, wie viele Wintergärten im Falle eines Hagelschadens in einer Stadt betroffen wären und wo es überall Solaranlagen gibt. Das hilft ihnen bei der Risiko-Bewertung von Gebäuden.

Terraloupe hat mittlerweile schon mehrere Dax-Unternehmen als Kunden. Manuela Rasthofer kommt aus dem militärischen Bereich, wo sie an Simulationen aus Luftbildern arbeitete, Schaub war vor seiner Zeit als Gründer bei Siemens und Gerke forschte an Deep-Learning-Algorithmen.

© SZ vom 15.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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