Festnetz:Störung bei Vodafone

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1,8 Millionen Haushalte sind stundenlang vom Festnetz abgeschnitten. Solche Ausfälle kommen öfter vor - aus ganz unterschiedlichen Gründen.

Von Sebastian Jannasch, München

Fußballfans, die ihren Telefonanschluss bei Vodafone haben, konnten am Donnerstagabend endlich mal wieder in aller Ruhe ein EM-Viertelfinale erleben: Während der Partie zwischen Portugal und Polen störte kein Anruf über das Festnetz, keine Facebook-Nachricht ploppte auf dem Tablet auf, keine E-Mail rauschte übers Wlan ins Handy. Denn am frühen Abend war in 1,8 Millionen Haushalten in 13 Bundesländern das Internet zusammengebrochen, auch das Festnetz funktionierte nicht mehr. Nur das Fernsehen lief noch.

Grund für die Störung im Kabelnetz war eine Panne im Rechnerverbund in Frankfurt am Main und Berlin. "Wir haben unter Hochdruck daran gearbeitet, das Problem zu lösen", sagt ein Sprecher des Telefonanbieters. "Krisenteams sind ausgeschwärmt, um die Systeme neuzustarten und auch Hardware auszutauschen." Doch selbst als der Portugiese Ricardo Quaresma um kurz vor Mitternacht den entscheidenden Ball im Elfmeterschießen verwandelt hatte, waren noch immer mehrere Hunderttausend Kunden vom Netz abgeschnitten. Mobiltelefone waren von dem Ausfall nicht betroffen.

In den vergangenen Monaten ist es mehrfach zu großen Ausfällen im Telefonnetz gekommen. Erst Mitte Juni konnten Telekom-Kunden mehrere Stunden lang weder mit dem Handy telefonieren noch im Internet surfen, weil eine Datenbank ausgefallen war, die Nutzer beim Einwählen identifiziert. Ein ähnlicher Datenbankfehler führte bei 400 000 Vodafone-Kunden Anfang März zu Einschränkungen beim Telefonieren und SMS-Senden.

Für Ausfälle im Telefonnetz gibt es unterschiedliche Gründe: Neben Datenbankstörungen können auch Software-Updates, physische Beschädigungen der Leitungen oder Hackerangriffe Telefonnetze lahmlegen. "Die IT-Infrastruktur wird immer komplexer und deshalb auch immer stärker für Fehler anfällig", sagt Marc Fliehe vom Branchenverband Bitkom. Der IT-Experte glaubt, dass die Abhängigkeit von Computersystemen in Zukunft noch steigen wird, da sowohl in Privathaushalten wie in der Industrie die Vernetzung von Geräten per Internet immer weiter zunimmt. Wichtig ist es deshalb, dass die Netzanbieter Ausweichsysteme vorhalten, die einspringen, wenn ein anderes Element ausfällt. Derzeit laufen Gespräche unter den Telefonanbietern, wie sich kritische IT-Infrastruktur besser schützen lässt. Hier geht es vor allem um sensible Mobilfunkanwendungen der Zukunft wie autonomes Fahren oder wichtige netzwerkgesteuerte Maschinen. Ein Ausfall könnte dramatische Folgen haben. In Notsituationen soll deshalb die Konkurrenz einspringen können.

Die Panne bei Vodafone konnte am Freitagnachmittag wieder beseitigt werden. Zum Deutschlandspiel am Samstag können Betroffene also wieder online mitkommentieren.

© SZ vom 02.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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