Ferienzeit:Benzinpreis kurz vor Allzeit-Hoch

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Die Benzinpreise sind angesichts der Rekordnotierungen an den Rohölmärkten und der hohen Nachfrage im Ferienmonat August auf den zweithöchsten Stand aller Zeiten gestiegen. Nur im vergangenen Mai war Benzin noch teurer.

Wie der Mineralölwirtschaftsverband (MWV) am Montag mitteilte, kostete ein Liter Super im Schnitt 117,4 Cent. Dies waren 2,4 Cent mehr als im Juni. Der Preis für einen Liter Diesel verteuerte sich um 1,8 Cent auf 94,1 Cent. Nur im Mai waren die Kraftstoffpreise noch höher gewesen.

Der Griff zur Zapfpistole wird immer teurer. (Foto: Foto: dpa)

Während die Branche die gestiegenen Rohölpreise als Grund nannte, machte der ADAC auch Preisrunden zu den Ferien aus. Benzin- und Rohölpreise gaben zum Wochenbeginn wieder etwas nach.

Der Industrieverband MWV betonte, die Branche habe die höheren Einkaufspreise am Rotterdamer Markt nicht in vollem Umfang an die Verbraucher weitergegeben.

Demnach erhöhte sich der Großhandelspreis am Rotterdamer Markt für Benzin im Juli um gut zwölf Prozent oder drei Cent auf durchschnittlich 27,2 Cent. Der Dieselpreis kletterte laut MWV um zehn Prozent oder 2,3 Cent auf 25,6 Cent. Nur ein Teil davon machte sich auch für die Autofahrer an den Zapfsäulen als Preisaufschlag bemerkbar, wie der Branchenverband betonte.

Steueranteil steigt

Der Steueranteil am Benzinpreis stieg den Angaben zufolge auf 81,7 Cent je Liter, 0,3 Cent mehr als im Juni. Dies war Folge der höheren Verkaufspreise, auf die 16 Prozent Mehrwertsteuer aufgeschlagen werden.

Die Mineralölsteuer liegt seit Januar 2003 unverändert bei 65,5 Cent. Steuern machen damit 70 Prozent des Benzinpreises aus. Ohne sie hätte Benzin laut MWV an den deutschen Zapfsäulen im Juli nur 35,7 Cent pro Liter gekostet.

Der ADAC erneuerte seine Kritik an den Konzernen, die nach Darstellung des Automobilklubs regelmäßig zum Beginn der Ferien die Preise erhöhen.

Jüngstes Beispiel sei der Ferienbeginn in Bayern und Baden-Württemberg am Wochenende, sagte ADAC-Experte Jürgen Albrecht. Dabei sei der Preis für einen Liter Eurosuper von durchschnittlich 116,5 Cent am Donnerstag auf 118,5 Cent am Freitag gestiegen, bevor er trotz unveränderter Rohölpreise bis Sonntag wieder auf 116 Cent abgebröckelt sei.

Angesichts der hohen Ölpreise auf dem Weltmarkt betrage der preisliche Spielraum an den Zapfsäulen derzeit aber nur ein bis zwei Cent nach unten, sagte Albrecht.

Schärfere Kritik kam aus der Union: CDU-Parteivize Christoph Böhr forderte die europäischen Wettbewerbshüter auf, gegen die hohen Benzinpreise vorzugehen. "Pünktlich zum Ferienbeginn haben die Öl-Multis wieder zugeschlagen, zocken Urlauber ab", sagte Böhr der Bild-Zeitung. Die europäische Kartellbehörde müsse deshalb die Preistreiberei an den Tankstellen überprüfen und handeln.

Ölnotierungen geben wieder leicht nach

Nach den Rekordständen von Ende vergangener Woche gab der Rohölpreis auf den Weltmärkten am Montag wieder leicht nach. In London wurden für ein Barrel der Nordseesorte Brent am Morgen 39,78 Dollar gezahlt, 25 Cent weniger als am Freitagabend. Ein Barrel der New Yorker Referenzsorte Light Sweet Crude verbilligte sich im vorbörslichen Handel um 19 Cent auf 43,61 Dollar. Im asiatischen Handel hatte die New Yorker Sorte zuvor noch ein neues Rekordhoch von 43,92 Dollar erreicht.

Analysten machten vor allem Gewinnmitnahmen der Händler für den leichten Rückgang verantwortlich.

Wegen der Furcht vor Versorgungsengpässen, der Gewalt im Irak und der Krise um den russischen Jukos-Konzern waren die Ölpreise vergangene Woche auf neue Allzeithochs gestiegen. Diese liegen inflationsbereinigt zwar weit unter den Rekordpreisen der 70-er Jahre, aber deutlich über dem Niveau von Anfang 2002, als der Ölpreis bei 18 Dollar verharrte.

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