Fast Food:Die Rückkehr der Kalorienbombe

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Fast-Food-Ketten ignorieren Gewichtsprobleme ihrer Kunden - Burger King bringt sogar einen neuen Super-Burger auf den Markt.

Silvia Liebrich

Fast-Food-Ketten wie McDonald's und Burger King können nicht über mangelnde Nachfrage klagen. Das Geschäft läuft bestens, auch in Deutschland. Der Umsatz in diesem Bereich wuchs nach Angaben des Gaststättenverbandes Dehoga im vergangenen Jahr um 5,4 Prozent auf 4,35 Milliarden Euro.

Fast Food wird häufig für Fettleibigkeit verantwortlich gemacht. (Foto: Foto: dpa)

Doch trotz des Erfolgs: die Branchenführer sehen sich in der Kritik. In der Diskussion um die zunehmende Fettleibigkeit der Bevölkerung werden sie häufig als Mitverursacher genannt. Studien belegen, dass beispielsweise schon Sechsjährige, die regelmäßig Hamburger und Fritten essen, dicker sind als Gleichaltrige, die ohne Fast Food aufwachsen.

Das zunehmende Gesundheitsbewusstsein stellt McDonald's und Burger King vor Herausforderungen. Weltweit gilt gerade der deutsche Markt in dieser Hinsicht als besonders schwierig, weil hier der Trend zu einer ausgewogenen, gesünderen Ernährung deutlich ausgeprägter ist als etwa in den Vereinigten Staaten.

Mehr McDonald's Salate als anderswo

Es ist daher auch nicht weiter erstaunlich, dass beispielsweise McDonald's hier mehr Salate verkauft als anderswo auf der Welt.

Mit dem Gesundheitstrend tun sich die großen Anbieter dennoch schwer. "Wir müssen nicht in erster Linie gesund, sondern modern sein", formuliert McDonald's-Deutschland-Chef Bane Knezevic vorsichtig und ergänzt, "die Nahrungsmittelindustrie und das Bewusstsein der Kunden ändern sich, da müssen wir uns etwas überlegen" - wie etwa eine neue Zusammensetzung von Frittierfett.

Zwar wird sich damit nicht der Gesamtfettanteil wesentlich reduzieren. Immerhin soll aber der Anteil ungesunder Fettarten durch gesündere ersetzt werden. Eine Umstellung, die das Unternehmen zunächst aber nur in Deutschland testet.

Beim kleineren Konkurrenten Burger King reagiert man auf Fragen zu gesünderen Produkten auffällig ausweichend. "Wer leichte Produkte will, bekommt sie. Wer keine Pommes zum Whopper haben will, kann stattdessen einen Salat haben", meint Deutschland-Chef Thomas Berger.

Ansonsten soll Burger King aber bleiben, was es ist, in erster Linie ein Anbieter von saftigen Burgern. "Vor allem in unserem Kernbereich wollen wir uns immer wieder neu erfinden. Hier werden wir unser ganzes Engagement investieren", macht Berger deutlich.

Der Superburger

Die Signale, die aus der Konzernzentrale in Miami kommen, sind noch eindeutiger. Dort hält man gar nichts vom Kalorienzählen und zeigt Selbstbewusstsein: Im Juli brachte Burger King in den USA den "Quad Stacker" auf den Markt, einen Burger, der in puncto Fett und Kalorien beinahe alles bisher da Gewesene übertrifft: 1000 Kalorien, knapp 70 Gramm Fett - oder anders ausgedrückt: Ein Hamburger bestehend aus vier Scheiben Hackfleisch, vier Scheiben Käse, acht Speckstreifen und einer reichlichen Portion schwerer, fettiger Sauce.

Zu den erfolgreichsten Produkten in den vergangenen Jahren hätten diejenigen gehört, die sich mit nichts zurückhielten, stellt Russ Klein, Marketingchef im US-Mutterkonzern fest. Ob diese Strategie aber auf dem deutschen Markt die richtige ist, darüber ist man sich offenbar aber noch nicht so ganz im Klaren.

Denn in Deutschland wird diese Kalorienbombe aller Voraussicht nach nicht so schnell angeboten werden. Eine Einführung ist nach Angaben einer Firmensprecherin derzeit nicht geplant.

Auch bei McDonald's lässt man trotz Salat- und Fruchtoffensive keinen Zweifel daran, dass Bic Mac und Cheeseburger auch künftig die tragenden Säulen des Geschäfts sind. Allein darauf verlassen will sich das Unternehmen aber nicht.

Die Nummer eins der Branche setzt auf das neue Geschäftsfeld McCafé - das sind Kaffeehäuser, die an die traditionellen Restaurants angekoppelt sind. In nur zwei Jahren sind 110 Filialen entstanden, und McDonald's ist damit nach Tchibo zum zweitgrößten Kaffeehausbetreiber in Deutschland aufgestiegen.

Dass die Fast-Food-Ketten dafür mitverantwortlich sein könnten, dass die Menschen dicker werden, weisen die Verantwortlichen bei beiden Firmen allerdings zurück. "Da kommen verschiedene Faktoren ins Spiel", meint Berger von Burger King Deutschland.

"Allein die Fast-Food-Industrie dafür verantwortlich zu machen, wäre falsch. Das Wichtige ist, dass man sich abwechslungsreich ernährt und Sport treibt." Burger King biete seinen Gästen detaillierte Aufklärung über alle Produkte - etwa auf den Rückseiten der Tabletts.

"Wichtig ist es zu wissen, wie viel man sich leisten kann", meint dazu McDonald's-Chef Knezevic. Er rät: Sollte das Mittagessen doch einmal zu üppig ausfallen: "Dann gibt es am Abend eben nur zwei Äpfel."

© SZ vom 7.8.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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