Erweiterung des Kanals:Panama wirft Baufirmen Arbeitsverweigerung vor

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Nur ein Wachmann zu sehen: Auf den Fotografen der Nachrichtenagentur AFP macht die Baustelle des Panamakanals einen verlassenen Eindruck (Foto: REUTERS)

Wann wird der neue Panamakanal fertig? Die Baufirmen wollen zusätzliche Milliarden vom Staat, der will davon nichts wissen. Jetzt sollen die Bauarbeiter die Arbeit eingestellt haben.

Was passiert wirklich auf einer der größten Baustellen der Welt? Laut Jorge Quijano, Chef von Panamas Kanalbehörde ACP, passiert dort im Moment gar nichts. Am Mittwoch verkündete er, das verantwortliche Konsortium GUPC um den spanischen Baukonzern Sacyr habe die Arbeiten niedergelegt. Eigentlich sollte der Bau bis 2015 abgeschlossen sein. Dann sollen auch moderne Postpanamax-Containerschiffe, Großtanker und die großen Kreuzfahrtschiffe den Kanal passieren können.

Sacyr wiederum bestreitet genau das und wirft der Kanalbehörde vor, die Verhandlungen um die Mehrkosten bei der Erweiterung des Kanals abgebrochen zu haben. "Wir haben ein letztes Angebot vorgelegt", sagte Sacyr-Chef Manuel Marique dem spanischen Radiosender Cadena Ser.

Der Panamakanal verbindet Atlantik und Pazifik und ermöglicht Schiffen eine schnelle Durchfahrt. Am 15. August 1914 wurde er nach jahrzehntelangen Bauarbeiten eingeweiht - ursprünglich war geplant, die aktuelle Erweiterung bis zum 100. Geburtstag im kommenden Sommer fertigzustellen. Pro Jahr passieren etwa 40 000 Schiffe den Kanal, er dient dem zentralamerikanischen Land als wichtige Einnahmequelle ( hier ein Überblick über Panamas Wirtschaft als Infografik).

Ursprünglich beliefen sich die Kosten für den Ausbau auf 3,2 Milliarden Dollar. Nun soll noch einmal die Hälfte dieses Betrags zusätzlich anfallen. Grund dafür sollen unvorhergesehene Probleme im Erdreich sein. Sacyr warnt vor einer Verlängerung der Arbeiten um drei bis fünf Jahre, sollte es nicht bald eine Einigung geben.

Kanalchef Quijano empört sich über den angeblichen Arbeitsstopp. Auf einer Pressekonferenz in Panama sagte er: "Wir bringen das zu Ende, mit oder ohne die Firmen." Er drohte sogar damit, den Vertrag aufzulösen und sprach von einem "Plan B". Zu dessen Details äußerte er sich aber nicht.

Die spanische Tageszeitung El País schreibt, dass die 10 000 Arbeiter zurzeit keine Aufgaben haben. Beide Parteien erklären sich trotz der markigen Worte bereit, weiter nach einer Lösung zu suchen: "ACP hält die Tür offen für eine vernünftige Lösung innerhalb des Vertrags", teilt die Kanalbehörde auf ihrer Website mit. Sacyr hat nach eigener Aussage die Fortsetzung der Verhandlungen schriftlich angeboten.

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