Eon erhöht die Strompreise:Hunderte Anbieter könnten nachziehen

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Preiserhöhungen und kein Ende: Nach RWE dreht nun auch der größte deutsche Versorger Eon kräftig an der Preisschraube. Andere Versorger werden folgen.

Die Strompreise der sieben Eon-Regionalversorger steigen in der Grundversorgung zum Jahreswechsel zwischen 7,1 Prozent bei Eon Hanse und 9,9 Prozent bei Eon Bayern, wie Eon am Montag mitteilte. Für einen durchschnittlichen Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 3500 Kilowattstunden steigen die monatlichen Stromkosten dadurch um etwa 4,30 Euro bis etwa 5,80 Euro.

Bei Gas liegen die Steigerungsraten in der Grundversorgung zwischen 3,4 Prozent bei Eon Thüringer Energie und 8,8 Prozent bei Eon Westfalen Weser. Dies entspreche bei einem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 25.000 Kilowattstunden in etwa einer monatlichen Mehrbelastung zwischen 4,96 Euro und 11,40 Euro. Der größte deutsche Energiekonzern beliefert bundesweit rund sieben Millionen Haushalte mit Strom und 1,2 Millionen Haushalte mit Gas.

300 Anbieter könnten nachziehen

Nach Angaben des unabhängigen Branchendienstes Verivox könnten zahlreiche etliche Anbieter folgen und die Preise ebenfalls kräftig erhöhen. "Wir vermuten, dass zum 1.1.2008 zirka 300 Anbieter erhöhen werden", sagte Verivox-Sprecherin Dagmar Ginzel zu sueddeutsche.de. Bis Mitte November - sechs Wochen vor der Preiserhöhung - haben die Versorger Zeit, ihre geplanten Preiserhöhungen den Verbrauchern schriftlich anzukündigen.

Eon begründete die Preissteigerungen mit den deutlich höheren Beschaffungskosten. Bei den Strompreisen machten sich außerdem höhere Belastungen durch die Förderung der Erneuerbaren Energien bemerkbar, hieß es. Eigentlich, so das Unternehmen, müssten die Preiserhöhung noch höher ausfallen. Angesichts des gestiegenen Wettbewerbsdrucks verzichte das Unternehmen aber darauf, die höheren Kosten in vollem Umfang weiterzugeben.

Zuvor hatte bereits Konkurrent RWE zum Jahreswechsel Preiserhöhungen von durchschnittlich 6,6 Prozent bei seinen Regionalversorgern RWE Westfalen-Weser-Ems und RWE Rhein-Ruhr angekündigt. Die RWE-Töchter Süwag und Lechwerke AG wollen die Preise sogar um neun Prozent erhöhen. Auch hier sind Millionen Haushalt betroffen.

Politiker und Verbraucherschützer halten die Energiepreise für überhöht. Aribert Peters, Vorsitzender des Bunds der Energieverbraucher, bezeichnete die geplante Preiserhöhung von Eon als "offene Kriegserklärung" an die Politik und die Verbraucher. "Sie hat keine sachliche Rechtfertigung außer, den eigenen Gewinn zu steigern", fügte er hinzu.

Thoben ruft Kartellamt an

Die nordrhein-westfälische Wirtschaftsministerin Christa Thoben (CDU) will die angekündigten Preiserhöhungen kartellrechtlich untersuchen lassen. Die Landeskartellbehörde werde die Entwicklung der Strom- und Gaspreise prüfen und gegebenenfalls Maßnahmen gegen die Versorgungsunternehmen einleiten, kündigte die Ministerin an. Gleichzeitig rief sie die Verbraucher auf, zu günstigeren Stromanbietern zu wechseln.

"Die Verantwortlichen in den Energieversorgungsunternehmen müssen möglichst unmittelbar nach einer Preiserhöhung spüren, dass die Verbraucher bereit sind, schnellstmöglich den Vertrag zu kündigen", sagte sie.

Kritik äußerte auch die SPD. Sie warf Eon Verbrauchertäuschung vor. "Wir halten die Preiserhöhungen insbesondere beim Strom für völlig überzogen und ungerechtfertigt", sagte SPD-Fraktionsvize Ulrich Kelber. Er kritisierte vor allem den Hinweis auf steigende Preise bei den Regionalgesellschaften.

"Die Begründung ist Verbrauchertäuschung, denn den größten Teil des Stroms beziehen die Regionalgesellschaften von Eon selbst, das damit die Gewinnspanne erhöht", sagte er. "Ein Blick in die Bilanz und die Versprechungen des Konzern zeigt, dass der wahre Grund für die Preiserhöhungen überzogene Gewinnerwartungen sind."

© sueddeutsche.de/dpa/AP/Reuters - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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