Ende der Petroleumlampe:Es werde Licht

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Solarlampen sind ein gutes Geschäft in Afrika. Sie bringen nicht nur Licht ins nächtliche Dunkel. Sie liefern auch Strom für die dringend nötigen Handys.

Von Nils Wischmeyer, München

Es ist so simpel, dass man sich ärgern könnte, nicht selbst auf diese Geschäftsidee gekommen zu sein, Solarlampen in Afrika verkaufen. Mehr als 600 Millionen Menschen auf dem Kontinent haben keinen Zugang zu einer ständigen Stromversorgung, dafür aber jeden Tag Sonne. Erste Firmen haben diese Marktlücke erkannt und begonnen, den Markt Stück für Stück zu erobern.

Eines dieser Unternehmen ist Waka Waka. Die Firma mit Sitz in den Niederlanden verkauft seit 2012 Solarlampen nach Afrika und in Entwicklungsländer auf der ganzen Welt. Seit der Gründung vor vier Jahren wächst die Firma eigenen Angaben zufolge um 80 bis 100 Prozent jährlich. 200 000 "Boxen", wie die Firma die solarbetriebenen Lampen nennt, habe man bisher verkaufen können, sagt Emma Olde Bijvank, die bei Waka Waka für die strategischen Partnerschaften zuständig ist. Insgesamt habe man etwa eine Million Haushalte mit Elektrizität versorgen können.

Die Idee hinter den Boxen ist freilich nicht neu: Ähnlich wie bei einem Taschenrechner sammeln viele kleine Solarzellen Energie, speichern sie und geben sie später wieder ab. Bei einem Taschenrechner wird damit das Display beleuchtet, bei den Lampen eine LED-Leuchte betrieben. Ist der Akku voll aufgeladen, hält die Lampe bis zu 80 Stunden. Das erleichtere das Leben, da man so auch nach Einbruch der Dunkelheit lesen und arbeiten könne, ohne sich Gesundheitsgefahren auszusetzen, erklärt Olde Bijvank. In vielen Regionen gab es bis vor einigen Jahren nur Petroleum-Lampen für die Nacht. Die aber sind gesundheitsgefährdend und teuer, weil man sie ständig nachfüllen müsse.

Die Solarlampe aus den Niederlanden funktioniert auch als Steckdose für Handys

Neben ihrer Funktion als Lichtquelle, fungiert die Lampe von Waka Waka auch als Powerbank: Die Besitzer können daran ihr Handy aufladen. "In den afrikanischen Ländern, in denen es keine Stromnetze gibt, ist das ein wichtiges Verkaufsargument", sagt Olde Bijvank und weiter: "Wir haben uns mit unserer Verkaufsstrategie an die Bedingungen in Afrika angepasst."

So muss man die Solarlampe, die im Onlineshop 60 Euro kostet, nicht sofort kaufen, sondern kann sie auch wochenweise mieten. Für eine Kaution von sieben Euro wird die Lampe ausgeliehen. Von da an kann das Gerät für 70 Cent die Woche genutzt werden. Bezahlt wird über einen Code fürs Handy. "So können sich auch ärmere Familien die Lampen leisten", erklärt Olde Bijvank. Wer die Lampe lange genug gemietet hat, darf sie behalten.

Das Unternehmen hat zudem eine zweite Einnahmequelle aufgetan: Hilfsorganisationen. Die kaufen einen beachtlichen Teil der Lampen und nutzen sie für ihre Projekte. "Das Geschäft läuft so gut, dass wir für das Jahr ein Gesamtwachstum von 150 Prozent erwarten", sagt Olde Bijvank.

Waka Waka ist aber nicht das einzige Unternehmen hier. Neben der niederländischen Firma, haben andere Unternehmen den Markt erkannt und wollen ihre Idee nach Afrika exportieren. Nur eine davon: Gravity Lights. Das Start-up aus London hat seine Idee über Crowdfunding finanziert. Die Idee ist, wie auch bei Waka Waka, simpel: Wie bei einer Pendeluhr, wird mithilfe von Gewichten ein kleiner Motor angetrieben, der wiederum Strom und damit Licht erzeugt. Fünf Euro soll das System kosten. Die ersten 1000 Stück wurden bereits nach Afrika ausgeliefert, eine neue Produktreihe ist schon in Planung. Der Markt wächst.

© SZ vom 20.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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