Einigung von BP und TNK:Schaden für Russland

Die britische BP und die russischen Anteilseigener am Gemeinschaftsunternehmen TNK-BP haben ihren Streit beigelegt - doch der nächste ist schon programmiert.

Andreas Oldag

Der Teufel steckt bekanntlich im Detail. Der britische Energiekonzern BP und die russischen Anteilseigener am Gemeinschaftsunternehmen TNK-BP haben sich zwar auf einen Kompromiss über die neue Führung der Firma geeinigt, aber es ist unklar, wie diese reibungslos und effizient arbeiten soll.

BP musste in Russland erfahren, wie der Kreml sein Erpressungspotenzial einsetzt. (Foto: Foto: AFP)

Opfer ist der bisherige Vorstandschef Robert Dudley, der seinen Posten räumen muss. Drei unabhängige Direktoren sollen nun in den Verwaltungsrat einziehen. Doch was heißt "unabhängig"? Unterschiedliche Auslegungen und damit auch neue Querelen sind programmiert.

Die von den russischen Anteilseignern Mikhail Fridman, Viktor Wekselberg und Leonid Blavatnik angezettelte Aktionärsrevolte hat schon in der Vergangenheit gezeigt, dass man sich in Moskau im Zweifelsfall um Vertragstreue wenig schert. Insofern haben die drei schwerreichen Oligarchen ihrem Land als Investitionsstandort keinen Gefallen getan. Ausländische Investoren werden es sich künftig zweimal überlegen, ob sie mit russischen Partnern Joint-Ventures gründen.

Die behördlich gesteuerten Schikanen gegen BP-Mitarbeiter in Russland sind ein Indiz dafür, dass der Kreml sein Erpressungspotential gegenüber dem Westen einsetzt, um den Rohstoffreichtum des Landes für seine Günstlinge neu zu verteilen.

Der neue russische Präsident Dmitrij Medwedjew hat sich dieser Strategie untergeordnet, weil er offenbar den alten Machtstrukturen verhaftet ist.

Fraglich ist deshalb, ob das einst gefeierte TNK-BP-Projekt für den britischen Weltkonzern jemals eine Erfolgsstory wird. BP-Chef Tony Hayward hat mit dem jetzigen Kompromiss aber zumindest Zeit gewonnen, um über Alternativen nachzudenken.

© SZ vom 05.09.2008/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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