Edle Autos:Auf Halde

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Kreativer Bastler: Wen Jiaquan, Mechaniker in Chongqing, hat aus alten Auto- und Motorradteilen einen Helikopter gebaut. (Foto: Reuters)

Lange profitierten die deutschen Luxusauto-Hersteller vom China-Boom. Das ist vorbei.

Von Thomas Fromm

Es gab einige wenige, die schon früh warnten. Dass man sich von China nicht zu sehr verführen lassen sollte, dass alles irgendwann ein Ende habe. Schon morgen könnte es vorbei sein mit den zweistelligen Wachstumsraten. Die meisten Automanager aber sahen es lange sehr pragmatisch: So lange China läuft, sollte man auf das Riesenreich setzen. Es wurde kräftig in Fabriken vor Ort investiert, kräftig verkauft. Es lief lange wunderbar. BMW verkaufte zuletzt jedes vierte Auto in China, bei VW und der Premium-Tochter Audi war es sogar mehr als jedes dritte. Marktanteil vor Ort: an die 20 Prozent. Sämtliche Planungen der Autokonzerne basieren bis heute auf der Annahme, dass Chinesen auch in Zukunft viele deutsche Autos kaufen.

Das ändert sich aber in diesen Tagen. Der Manager eines deutschen Autokonzerns, der nicht namentlich genannt werden, will, sagt: "China-Prognosen sind derzeit sehr schwierig." Die Einschläge sind nicht mehr zu übersehen: Der BMW-Joint-Venture-Partner Brilliance hatte für die vergangenen Monate einen massiven Gewinneinbruch gemeldet. Und allein im Juni verkaufte Audi 5,8 Prozent weniger Autos. Ein Schock, nachdem schon im Mai weniger abgesetzt wurde.

Allmählich dämmert es den Strategen in den Konzernzentralen, dass dies mehr ist als nur eine Delle. Und mehr als die Folge von Börsenturbulenzen. Die Zeiten, in der Chinas reiche Großstädter in gut klimatisierte Filialen gehen, ihr Bargeld auf den Tisch legen und einen 7er BMW mitnehmen, könnten endgültig der Vergangenheit angehören. Autofahren ist, gerade in Peking und Shanghai, längst eine Tortur geworden. Endlose Staus, dramatischer Smog. Die Politiker beginnen umzudenken, setzen auf Elektroantriebe und schotten die Städte ab. In den vergangenen Monaten sahen sich die ausländischen Luxusautohersteller zudem dem Vorwurf Pekings ausgesetzt, überteuerte Ersatzteile zu liefern. Am Ende, so die Sorge, könnte es nicht mehr chic sein, große Autos zu fahren. Ein Wandel in Chinas Auto-Kultur - das wäre verheerend für die Premiumbauer. Gerade sie waren es doch, die ihre ohnehin großen Wagen für Chinas Oberschicht noch einmal extra lang gezogen hatten, um sie als Chauffeurs- limousinen zu verkaufen.

© SZ vom 18.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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