Diskussion über Managergehälter:EU-Kommissar will Aktionäre Boni kürzen lassen

Sie gelten als Mitauslöser der Finanzkrise: Hohe Boni ließen Banker zu riskante Geschäfte eingehen. Auch EU-Kommissar Barnier will die Prämien zügeln. Doch statt direkter Regulierung schlägt er einen Trick vor.

Während der Finanzkrise waren hohe Prämien ein Anreiz für Banker, besonders risikofreudig zu zocken. Kritiker fordern deshalb, das Boni-System zu entschärfen. Auch Michel Barnier, EU-Kommissar für Binnenmarkt und Dienstleistungen, hätte gerne schärfere Regeln. "Ich denke zum Beispiel über die interessante Idee nach, dass das höchste Gehalt in einer Bank ein bestimmtes Verhältnis zum niedrigsten Lohn dort nicht übersteigen darf", sagte der Franzose vor einiger Zeit im Interview mit der Süddeutschen Zeitung.

Jetzt hat Barnier nachgelegt. Seine Idee ist subtiler als ein Boni-Verbot, stattdessen will er den Aktionären mehr Macht geben, damit diese die Prämien zügeln, sagte er der Financial Times. Er möchte den Eigentümern von Europas Unternehmen das Stimmrecht darüber geben, "moralisch nicht zu rechtfertigende" Gehälter zu begrenzen. Damit können die Investoren die Spanne zwischen festem Gehalt und dem zusätzlich ausgezahlten Bonus verringern. Bisher kann das Fixgehalt in Relation zum Bonus gering ausfallen, sodass die Prämie zur Haupteinnahme des Managers wird. Durch die geforderte Regulierung könnten die Aktionäre zudem darüber abstimmen, wie weit die Höhe der Gehälter in der Firma auseinander liegt.

Zudem fordert Barnier von Unternehmen größere Transparenz: Sie sollen gezwungen werden, die Gehälter ihrer Topverdiener klar offenzulegen. Im Herbst möchte er seine Forderungen den anderen EU-Kommissaren vorlegen. Bisher haben laut FT nur die Niederlande, Norwegen und Schweden Aktionären das Recht eingeräumt, über Managerbezüge zu bestimmen, statt lediglich zu beraten.

Barniers neuer Vorschlag kommt kurz nachdem sich die Finanzminister in Brüssel auf schärfere Eigenkapitalregeln für die etwa 8300 europäische Banken geeinigt haben. Das EU-Parlament wollte die Verhandlungen um die Boni-Debatte erweitern. Kein Bankmanager, forderte der das Parlament zuletzt, soll in Europa einen Bonus erhalten, der höher liegt als das jeweilige Fixgehalt. "Was das Parlament sagt, geht in die richtige Richtung", sagte Kommissar Barnier dazu.

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