Direktverbindung nach Peking:Deutscher Flughafen wird chinesisch

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Ein chinesisches Frachtunternehmen erwirbt einen Regionalflughafen in Mecklenburg-Vorpommern - und hat ganz Großes damit vor.

Peter Martens

Bewohner des Landkreises Parchim können bald mit einer Direktverbindung nach Peking rechnen - ein chinesisches Frachtunternehmen hat den Regionalflughafen in Mecklenburg-Vorpoomern gekauft, mitsamt dem Land, allen Einrichtungen und allen Installationen.

Bald könnte es direkt von China nach Mecklenburg-Vorpommern gehen. (Foto: Foto: dpa)

Das ist nicht nur für den Landkreis östlich von Schwerin etwas Besonderes. Zum ersten Mal erwirbt damit auch ein chinesisches Unternehmen die Erlaubnis, einen europäischen Flughafen zu betreiben. Die Firma heißt LinkGlobal Logistics, ist weltweit tätig und zahlt rund eine Milliarde Yuan, was 100 Millionen Euro entspricht.

LinkGlobal Logistics habe mit dem Flughafen Schwerin-Parchim viel vor, meldet die staatliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua: Geplant seien zum Beispiel Frachtflüge von der zentralchinesischen Stadt Zhengzhou in der Provinz Henan und wöchentliche Passagierflüge.

Mehr als 20 Millionen Euro will LinkGlobal Logistics in diesem und dem nächsten Jahr in den Flughafen investieren, sagte eine Unternehmenssprecherin der dpa in Peking. Der Übernahmevertrag sei bereits am 14. Mai unterzeichnet worden.

Die Frage, wie es weitergeht

Vorstandsvorsitzender von LinkGlobal Logistics sei der Geschäftsmann Pang Yuliang aus Henan. Er suche jetzt einen chinesischen oder ausländischen Betreiber für das Management des Flughafens.

Die Nähe zu Hamburg und Berlin dürfte für das private chinesische Frachtunternehmen den Ausschlag gegeben haben. Tatsächlich war die geographische Lage schon immer einer der Vorzüge des Flughafens.

Der Flughafen war früher Luftwaffenstützpunkt der Wehrmacht, dann der sowjetischen Streitkräfte. Aus der Zeit des Kalten Kriegs stammt auch die ungewöhnlich lange Landebahn von drei Kilometern.

Nach der Wende wurde das Land Mecklenburg-Vorpommern Hauptgesellschafter des Flughafens. Mit der Inbetriebnahme des neuen Abfertigungsgebäudes begann 1998 der Tourismusverkehr, ab 2000 auch der internationale Luftfrachtverkehr. Der offizielle Name des Flughafens lautet heute "Baltic Airport Schwerin-Parchim".

Heute nutzt unter anderem die Bundeswehr den Flugplatz für Flüge nach Afghanistan. Doch obwohl das Unternehmen sich mit seinem Internetauftritt als "Urlaubsairport" mit Bildern von Palmen und Strand präsentiert, dient Schwerin-Parchim vor allem als Frachtflughafen.

Ein großer Wettbewerbsvorteil sind die Landerechte: Flieger können rund um die Uhr in Parchim landen, während in Berlin oder Hamburg Nachtflugbeschränkungen gelten.

Trotz dieser Vorzüge macht der Flughafenbetrieb Verluste. Im vergangenen Jahr beispielsweise musste der Landkreis Parchim das defizitäre Geschäft mit zwei Millionen Euro bezuschussen. Nach einem Käufer wurde daher auch früher schon gesucht. Doch eine Privatisierung mit Hilfe der britischen Wiggins Group scheiterte.

Die Homepage des Baltic Airport Schwerin-Parchim ist derzeit in vier Sprachen abrufbar. Nun wird wohl Chinesisch dazukommen.

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