Deutsche Banken:Ackermanns Farbenlehre

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Warum gelb plus grün gleich 0,5 mal blau ist.

Martin Hesse

Zwei Zahlen liefern eine interessante Momentaufnahme der deutschen Bankenlandschaft. Am Mittwoch kündigte die Commerzbank an, in diesem Jahr 900 Stellen zu streichen.

An diesem Donnerstag meldete die Deutsche Bank, sie werde ebenfalls 1000 Jobs in Deutschland schaffen - ebenfalls 2006. Beide Ereignisse sind ein weiterer Hinweis darauf, dass die Deutsche Bank ihren Konkurrenten im Inland - und die Commerzbank zählt noch zu den erfolgreicheren - um Längen voraus ist.

Josef Ackermann selbst sagte bei der Hauptversammlung der Deutschen Bank: "Früher galt die Faustregel gelb plus grün gleich blau, heute lautet die Gleichung gelb plus grün gleich 0,5 mal blau."

Probleme beim Marktführer

In der Farbenlehre des Vorstandschefs hat demnach die Deutsche Bank ihren Vorsprung vor Commerzbank und Dresdner Bank ausgebaut. Die HypoVereinsbank wurde als Folge ihrer Schwäche vom italienischen Finanzkonzern Unicredit geschluckt.

Lange manifestierte sich der Vorsprung der Deutschen Bank lediglich in höheren Gewinnen. Noch im vergangenen Jahr bezog Ackermann öffentliche Kritik dafür, dass er in einem Atemzug einen Rekordgewinn meldete und den Abbau tausender Stellen ankündigte.

Jetzt hat die Sparpolitik der vergangenen Jahre die Bank in die Position gebracht, wieder Jobs zu schaffen. Es bewahrheitet sich, dass nur Arbeitsplätze schaffen kann, wer international wettbewerbsfähig ist. Die Commerzbank ist bei weitem noch nicht so profitabel wie die Deutsche Bank und muss deshalb ihre Kosten weiter senken.

Zugute halten muss man der Bank allerdings, dass ein Teil der Entlassungen eine Folge der Eurohypo-Übernahme ist, die letztlich zu mehr Wachstum führen soll.

Allerdings können die guten Zahlen der Deutschen Bank nicht darüber hinwegtäuschen, dass selbst der nationale Marktführer Probleme hat.

Eines ist sein Image. Allen Kampagnen zum Trotz wird sich das Ansehen der Bank wohl erst bessern, wenn sie einmal einige Jahre ohne große Pannen und Skandale übersteht.

Ein zweites Problem ist die Größe der Bank, die noch immer bei weitem nicht reicht, um sich gegen eine Übernahme aus dem Ausland zu schützen. Ackermanns Wachstumsprogramm ist daher ein Wettlauf gegen die Zeit.

Auch für ihn selbst. Die größte Gefahr für die Deutsche Bank birgt die Neuauflage des Mannesmann-Prozesses im Herbst, in dem Ackermann sich wegen des Vorwurfs der Untreue verantworten muss. Verliert der Manager, der die Deutsche Bank wie keiner vor ihm dominiert, droht dem deutschen Branchenprimus ein schwerer Rückschlag.

© SZ vom 02.06.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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