Deutsche Bahn:Lokführer verdienen mehr

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Wer besser ausgebildet ist und mehr Verantwortung trägt, muss auch höher bezahlt werden als andere.

Marc Beise

Lok- oder S-Bahn-Führer möchte man nicht sein in diesen Tagen. Unüberhörbar wird das Grollen in der Bevölkerung über deren Renitenz lauter. Nicht nur, dass die Lokführergewerkschaft GDL sagenhafte Gehaltserhöhungen von bis zu 30 Prozent fordert.

Der Anspruch auf einen kräftigen Nachschlag ist legitim. (Foto: Foto: AP)

Ihre Mitglieder piesacken Millionen Bahnkunden und Pendler auch weiterhin, obwohl die Tarifverhandlungen des Bahn-Managements mit den großen Gewerkschaften Transnet und GDBA bereits zur allgemeinen Zufriedenheit abgeschlossen sind.

Und zu guter Letzt haben die Lokführer auch noch vor Gericht eine empfindliche Niederlage erlitten.

Dennoch haben sie keinen Grund, nun aufzustecken. Die Entscheidungen der Arbeitsrichter in Mainz und Düsseldorf kann die Gewerkschaft als Betriebsunfall verbuchen.

Beide Gerichte bemängeln vor allem, dass von den Forderungen auch ungekündigte Tarifverträge betroffen waren und damit ein Verstoß gegen die Friedenspflicht vorlag.

Das müssen Juristen jetzt sorgfältig prüfen. Es ändert aber nichts an der Berechtigung des eigentlichen Anliegens der Lokführer.

Keineswegs müssen sie nämlich dem Drängen des hemdsärmeligen Bahnchefs Hartmut Mehdorn nachgeben, sie sollten gefälligst den Abschluss für die anderen Bahnmitarbeiter übernehmen, schließlich sei man ja auch eine gemeinsame Firma.

Lokführer werden mit 2.200 Euro im Monat schlecht bezahlt

Gerade Manager sollten wissen, dass sich das Wirtschaftsleben immer weiter differenziert, dass eben nicht mehr gleiche Bedingungen für alle gelten können.

Im Konkreten kann es keinen Zweifel daran geben, dass Lokführer mit 2.200 Euro im Monat schlecht bezahlt werden. Sie sind besser ausgebildet, arbeiten unregelmäßiger und tragen deutlich mehr Verantwortung als viele andere Bahnmitarbeiter.

Ihr Anspruch auf einen kräftigen Nachschlag (wenn auch sicher nicht um ein Drittel) in guten Zeiten ist legitim. Nicht von ungefähr verdienen im Luftverkehr Piloten mehr als Flugbegleiter.

Wenn es den großen Gewerkschaften nicht gelingt, bei ihrem Tarifmix berechtigte Sonderinteressen zu berücksichtigen, werden sie zu Recht mit kleinen, schneidigen Konkurrenten konfrontiert. Auch das Bahnmanagement muss sich nun mit Problemen herumschlagen, die es hätte vermeiden können.

Allzu deutlich zeigt Mehdorn seine Vorlieben. Es wäre ihm lieb, wenn es nur einen Verhandlungspartner geben würde, mit dem er nach Herzenslust paktieren könnte.

Ohnehin steht der rasche und vergleichsweise hohe Abschluss von Transnet und GDBA von 4,5 Prozent im Ruf, eine Anerkennungsprämie zu enthalten für allfällige Unterstützung der Arbeitnehmervertreter beim Börsengang der Bahn, den der Bahnchef gegen vielfältigen politischen Widerstand durchsetzen will.

In Mehdorns wohlgeordneter Welt stört die kleine Lokführergewerkschaft. In der Wirtschaft herrscht Wettbewerbs- und im Tarifsystem Koalitionsfreiheit. Diese Freiheit steht nicht zur Disposition, auch wenn die Bahn dafür am Ende mehr zahlen muss.

© SZ vom 11.07.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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