Debakel für Siemens:Die Tram, die einzustürzen droht

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Nachbessern hilft nicht — Siemens muss das vielfach verkaufte Straßenbahn-Modell "Combino" offenbar weitgehend neu konstruieren.

Einem internen Bericht des Unternehmens zufolge müssen die rund 400 weltweit verkauften Combino-Straßenbahnen mit Ausnahme des Räderwerks größtenteils neu gebaut werden, berichtet die Rheinische Post.

Außer Betrieb: Die Combino-Straßenbahn in Potsdam. (Foto: Foto: dpa)

Vor allem der Aufbau der Straßenbahnen ist dem Bericht zufolge falsch konstruiert worden. Derzeit lägen große Teile der Combino-Flotte deutschlandweit still, weil Siemens Einstürze der Fahrzeug-Dächer nicht ausschließen könne. Die Stadt Bochum ist bereits aus dem Liefervertrag mit Siemens ausgestiegen. Düsseldorf hält noch an der Lieferung fest.

Die 368 Millionen Euro an Rückstellungen, die das Unternehmen für die Reparatur der Fahrzeuge bislang gebildet hatte, dürften bei weitem nicht ausreichen.

Siemens kann freilich die Gesamtkosten für das Tram-Debakel noch nicht genau beziffern. "Bevor wir nicht eine endgültige technische Lösung vorliegen haben, wäre dies reine Spekulation", sagte eine Sprecherin der Siemens-Sparte Transportation Systems am Dienstag.

Siemens-Chef Heinrich von Pierer hatte Ende April bei der Vorlage der Halbjahreszahlen angekündigt, dass wegen der Probleme bei der Niederflurbahn in den kommenden Quartalen weitere Kosten auf den Konzern zukommen könnten. Dies hänge vom Ergebnis der Prüfung der Probleme sowie technischer Lösungsmöglichkeiten ab.

Die Sprecherin konnte am Dienstag keinen genauen Zeitpunkt nennen, bis wann die technische Lösung gefunden sei. "Im Augenblick werden die weltweit 400 Combino-Züge erst einmal repariert, um sie wieder betriebsfähig zu machen", sagte sie.

Außerdem werde nach einer grundlegenden Möglichkeit zur Sanierung der Züge gesucht. "Dies braucht seine Zeit." Insgesamt arbeiten derzeit 168 Siemens-Angestellte mit Hochdruck an einer Lösung des Problems. Gleichzeitig werde an einem Nachfolgeprodukt für den Combino gearbeitet.

Die Sparte Transportation Systems (TS) rutschte im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres 2003/04 mit 257 Millionen Euro in die roten Zahlen und sorgte bei der Bekanntgabe der Quartalszahlen Ende April für einen starken Kursrückgang der Siemens-Aktie.

© sueddeutsche.de/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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