DB-Vorstand Volker Kefer:Vom Lokverkäufer zum Weichensteller

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Der langjährige Siemens-Manager Volker Kefer soll bei der Bahn das Streckennetz sanieren. Er war erst seit kurzem bei der Deutschen Bahn (DB), als er eine besonders heikle Mission erfüllen musste. Am 1. September 2006 hatte das Eisenbahn-Bundesamt (EBA), das den Schienenverkehr beaufsichtigt, eine umfangreiche Sonderprüfung gestartet.

Klaus Ott

Die staatlichen Kontrolleure wollten gezielt untersuchen, inwieweit die Bahn die Instandhaltung ihrer Gleise und Weichen vernachlässigt, nachdem der Behörde zuvor zahlreiche Mängel aufgefallen waren. Nun war der Ingenieur Kefer gefordert, der wenige Monate zuvor den Vorstandsvorsitz der Bahn-Tochter DB Netz übernommen hatte, die das 34.000 Kilometer lange Streckennetz betreut.

Kefer habe dem EBA persönlich versichert, die Mängel so rasch wie möglich beseitigen zu wollen, heißt es aus Bahn- und Behördenkreisen. "Wir kümmern uns darum", habe der neue Netz-Chef versprochen. DB Netz sagte schriftlich ein eigenes Prüfprogramm zu, über das man alle drei Monate Rapport erstatten wolle. Daraufhin stoppte das EBA seine Sonderaktion nach wenigen Tagen. So gutgläubig sind Behörden sonst selten. Nun muss Kefer das Vertrauen, das ihm vom EBA entgegengebracht wird, auch rechtfertigen.

Anspruchsvolle Aufgabe

Welch schwierigen Job der studierte Maschinenbauer nach 23 Siemens-Jahren bei der Bahn übernommen hat, das bekam er dieser Tage noch einmal vom Bundesrechnungshof (BRH) bescheinigt. Der BRH beanstandete in einem Entwurf für einen Prüfbericht, die Bahn vernachlässige die Wartung ihrer Trassen.

Das führe zu immer mehr Streckenmängeln und Verspätungen beim Zugverkehr; teilweise sei sogar die Sicherheit beeinträchtigt. DB Netz habe von 2001 bis 2005 knapp 1,5 Milliarden Euro zu wenig für die Instandhaltung ausgegeben.

Dazu wird Kefer am Freitag einiges sagen müssen, wenn er sein neues Konzept für das Netz öffentlich vorstellt. Der Vorstandschef will die Organisation kräftig umkrempeln und bedeutsame Strecken wie die von Frankfurt in die Schweiz rasch reparieren lassen. Das werde wegen zahlreicher Baumaßnahmen kurzfristig zu noch mehr Verspätungen führen, steht in einem Papier von DB Netz. Solche Linien sollen zeitweise nur eingleisig befahrbar sein.

Der inzwischen 51-jährige Kefer, der aus Koblenz stammt, hat nach dem Studium 1983 als Ingenieur bei Siemens angefangen und sich im Konzernbereich Verkehrstechnik bis zum Geschäftsgebietsleiter Lokomotiven emporgearbeitet. Dort hat Kefer viele Kunden beliefert, auch die Deutsche Bahn. Nun muss er die Strecken in Ordnung bringen, auf denen seine frühere Ware fährt.

© SZ vom 27.2.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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