Das nächste große Ding:Die Apple-Bibel

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Es ist eine allgemein anerkannte Wahrheit, dass man als echter Apple-Fan niemals genug Apple-Produkte besitzen kann. Nun vereint der Computerkonzern aus Kalifornien all seine Produkte. In einem analogen Datenträger - ganz ohne Wischen und Drücken.

Von Ruth Eisenreich

Es ist eine allgemein anerkannte Wahrheit, dass man als echter Apple-Fan niemals genug Apple-Produkte besitzen kann. Seit Einführung des ersten iPhones im Jahr 2007 stellte die US-Firma im Durchschnitt alle acht Monate ein neues Handymodell vor. Was ein echter Fan sein will, übernachtet jeweils am Erscheinungstag vor der örtlichen Filiale, um so bald wie möglich das neueste Modell anfassen zu können. Die aktuellen Versionen, iPhone 7 und iPhone 7 Plus, kosten derzeit in Deutschland 759 und 899 Euro. In den meisten technischen Details sind sie zwar identisch mit ihren Vorgängermodellen, aber der Kenner weiß zu schätzen, dass sie einen neuen A 10-Fusion-Chip haben anstatt eines mickrigen A 9-Chips und dass es sie auch in der Farbe "Diamantschwarz" gibt.

Für all jene aber, die schon sämtliche iPhones besitzen, dazu natürlich das neueste MacBook mit Retina-Display und Touch Bar sowie ein iPad Pro plus Smart Keyboard und Apple Pencil, für alle, die eine Apple Watch am Handgelenk tragen und nur noch mit Hilfe von Apple-TV-Box und Siri-Remote-Fernbedienung fernsehen und die immer noch nicht wissen, wohin mit ihrem Geld: Für all diese Menschen hat Apple jetzt sein neuestes Produkt kreiert. Und wenn Apple tatsächlich eine Ersatzreligion ist, dann ist die Neuheit die Bibel der Apple-Jünger.

Das neue Produkt ist: Ein Buch. Ein ganz analoges, auf dem man weder herumdrücken noch herumwischen kann. Besser gesagt, man könnte natürlich schon, aber es würde nichts bringen außer fettigen Fingerabdrücken, die der Ästhetik der Buchseiten schaden würden.

"Designed by Apple in California" heißt das Werk, es hat 300 Seiten und einen edlen weißen Leinen-Einband, auf dessen Vorderseite nur ein dezent geprägtes Apple-Logo prangt. Gedruckt ist es laut Produktinformation mit "Tinten mit geringem Geistereffekt" auf "speziell gewalzten Papier aus Deutschland mit vergoldetem mattierten Silberrand".

Auf Englisch nennt man diese Art von großen, schweren Bildbänden "coffee table books", weil man sie so schön auf den Couchtisch legen kann. Gäste können dann durch Naturfotos aus National Geographic blättern oder durch die Porträts von Annie Leibovitz oder Henri Cartier-Bresson und dabei die Kultiviertheit des Gastgebers bewundern.

Auch in "Designed by Apple in California" kann man durch Fotos blättern, 450 an der Zahl. Sie zeigen allerdings keine Menschen oder Landschaften, sondern ausschließlich Apple-Produkte: schön arrangierte bunte iMacs aus den späten Neunzigerjahren, die Bestandteile eines MacBooks, ein iPod (im Porträt, im Profil und von hinten) oder eine Apple Watch (im Profil und Halbprofil). Die größere Version des Buchs misst 41 mal 33 Zentimeter und kostet 299 Euro. Die kleinere, 32 mal 26 Zentimeter groß, gibt es schon für 199 Euro. Im Apple-Kosmos ist das ein Schnäppchen.

© SZ vom 19.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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