Curevac:Gates folgt auf Hopp

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Mäzen Bill Gates finanziert die Produktion von Curevac in Tübingen mit insgesamt 46 Millionen Euro. (Foto: Mark Wilson/AFP)

Das Tübinger Unternehmen Curevac produziert bald Impfstoffe. Nach Dietmar Hopp ist auch Microsoft-Gründer Gates eingestiegen.

Von Helga Einecke

Schon während seiner Doktorarbeit machte Ingmar Hoerr, 46, eine wichtige Entdeckung. Er untersuchte Botenmoleküle, die den Körperzellen signalisieren, was sie tun sollen. Dabei schaffte er es, die Moleküle umzuprogrammieren, etwa um das Immunsystem anzuregen. Gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern entdeckte er so eine neue Impftechnologie. Im Jahr 2000 gründete er mit zwei Partnern ein Unternehmen, das seinen Ursprung in der Tübinger Universität hat und künftig weltweit Bedeutung erhalten soll.

Schwung in seine Biotech-Bude kam erst 2005, als die Beteiligungsgesellschaft Dievini, das Familiy Office von Milliardär Dietmar Hopp, in das Unternehmen einstieg und immer mehr Millionen locker machte. Besprochen wurde die Angelegenheit zunächst auf einem Golfplatz südlich von Heidelberg, der Hopp gehört. Und nun - zehn Jahre später - steigt sogar Microsoft-Gründer Bill Gates bei Curevac ein, ein Mann mit noch weit mehr Geld als Hopp. Auch in diesem Fall kam es zu einem Treffen, in einem Keller in Paris, wie zu hören ist. Gates soll sich in der Biotechnologie gut auskennen, stellte zumindest Fragen, ganz gezielt und gut informiert.

Gates will allerdings nicht investieren, um Gewinne zu machen. Seine Stiftung, die er gemeinsam mit seiner Frau Melinda gegründet hat, zielt auf die Verbesserung der Gesundheit von Menschen in Entwicklungsländern. Die sollen eine Chance erhalten, sich aus Hunger und extremer Armut zu befreien. In dieses Vorhaben passen die Impfstoffe von Curevac perfekt. Sie lassen sich schnell und relativ billig herstellen. Anders als die meisten anderen Impfstoffe, brauchen sie keine spezielle Kühlung, die in den meisten Entwicklungsländern nicht gewährleistet ist. Fertig sind die Impfstoffe aber noch nicht, sondern erst in der Testphase.

Mit den 46 Millionen Euro von Gates kann Hoerr aber in Tübingen eine Produktion hochziehen. 30 Millionen Impfstoffdosen pro Jahr, so lautet die Vision für das Jahr 2018. Wenn Gates so spendabel ist, will Hopp auch nicht abseits stehen. Er hat weitere 21 Millionen Euro zugesagt, hofft allerdings in Zukunft mit einem Börsengang von Curevac auch etwas von seinem Geld wieder zu sehen. Gates redet lieber über Technologien, die bleiben sein Thema. "Wenn wir den Körper dazu anleiten können, seine eigene Abwehr zu bilden, können wir die Behandlung und Prävention von Krankheiten revolutionieren", ist seine Ansage für die Medizin der Zukunft. Das sieht Hoerr, der Chemie und Biologie studiert hat, sich aber im Marketing zumindest ebenso zu Hause fühlt, auch so.

© SZ vom 14.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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