Cremes der Zukunft:Pickelfreie Zone

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Sehr verschiedene Produkte der Naturkosmetik: Ein Start-up entwickelt Cremes für nach der Rasur und stellt sie bei der Messe vor. Junge Tüftler präsentieren ihre vegane Zahnbürste. Nach der Shea-Creme kommt nun Milch als Zutat.

Von Sophie Burfeind, München

Leider habe er keine romantische Geschichte auf Lager, sagt Peter Hart auf die Frage, wie die Idee zu seiner Firma entstanden sei. Was er erzählt, ist dann auch eher unromantisch. Es war wieder einmal nach dem Duschen, sagt er, als er feststellte, dass es nicht lange dauerte, bis nach dem Rasieren die ersten Pickel auftauchen. "Damals gab es kaum etwas zur Regeneration nach der Haarentfernung und weil ich sowieso ein Unternehmen gründen wollte, habe ich beschlossen, da was zu machen", sagt Hart.

Das war vor vier Jahren. Damals war Peter Hart 22 Jahre alt und studierte in Frankfurt Luft- und Raumfahrttechnik. Mit vier weiteren Studenten gründete er das Start-up "Dr. Severin": Die Idee war, eine Art Ganzkörper-Aftershave zu verkaufen, das Ausschlägen nach der Rasur vorbeugt. Die Studenten beauftragten zwei Forschungslabors mit der Entwicklung der Cremes, das Gründerzentrum der Goethe-Universität Frankfurt unterstützte das Projekt. Ein Jahr später gab es die ersten Lotionen.

"Die Produkte sind alle rein pflanzlich, wir benutzen beispielsweise Hamamelis, Menthol oder Kamille", sagt Peter Hart. Die Aftershaves gibt es für Männer und für Frauen. Weil es für die Studenten damals noch keine Konkurrenz gab, hatten sie Erfolg mit ihren Cremes: Im ersten Jahr machten sie überschaubare 800 Euro Umsatz, im Jahr 2014 schon 130 000 Euro und 2015 dann 600 000 Euro.

Andere Firmengründer stellen Kosmetik aus ungewöhnlichen Rohstoffen her- wie Milch

Kaufen kann man die Produkte von Dr. Severin nach den Angaben des jungen Unternehmens in allen deutschen Apotheken und im Online-Versand. Das Start-up liefere in 27 Länder, sagt Peter Hart. "Deswegen haben wir den Namen Dr. Severin genommen, weil man ihn in vielen Sprachen gut aussprechen kann." Die Konkurrenz ist aufgewacht: Mittlerweile bieten allerdings auch einige große Kosmetikkonzerne ähnliche Produkte an.

Das Unternehmen ist eines von vielen Firmen, die ihre Produkte auf der Naturkosmetikmesse Vivaness in Nürnberg vorstellen, die zum zehnten Mal stattfindet. Einige, wie das Unternehmen von Peter Hart, haben neue Produkte entwickelt, andere Kosmetik aus ungewöhnlichen Rohstoffen. Die Mikrobiologin Anke Domaske aus Hannover etwa gründete vor fünf Jahren die Firma "QMilk": Diese stellt aus Kuhmilch-Proteinen kosmetische Wirkstoffe her. "Luke + Lilly" ist eine Naturkosmetik-Marke für Kinder aus Köln - die Gründer Gaby Happe und Alexander Anton ließen Kinder entscheiden, was gut riecht und schön aussieht. "Tio Care" präsentiert vegane Zahnbürsten, die 70 Prozent weniger Müll produzieren als herkömmliche Bürsten. Die Deutschen verbrauchen pro Jahr 190 Millionen Zahnbürsten.

Peter Hart und seine Freunde arbeiten in Frankfurt schon wieder an einem neuen Produkt: ein Enzympeeling, das vor unschönen Ausschlägen nach dem Waxing schützen soll.

© SZ vom 10.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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