Containerfirma:Jetzt geht es um Verlustbegrenzung

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In den mutmaßlich größten Anlageskandal der deutschen Geschichte kommt Bewegung. Das Insolvenzverfahren der Pleitefirma P&R soll noch im Juli beginnen. Im Zentrum des Skandals steht Firmengründer Heinz Roth.

Von Jan Willmroth, Frankfurt

In den mutmaßlich größten Anlageskandal der deutschen Geschichte um die Containerfirma P&R kommt Bewegung. Noch im Juli solle voraussichtlich das Insolvenzverfahren eröffnet werden, teilten die vorläufigen Insolvenzverwalter Michael Jaffé und Philip Heinke am Montag mit. Anschließend können die von der Pleite betroffenen Anleger ihre Forderungen anmelden. Darüber würden sie per Brief informiert. In Kürze soll zunächst die Gutachten über die Insolvenzgründe an das Amtsgericht München übermittelt werden. Die erste Gläubigerversammlung ist dem Vernehmen nach für Oktober geplant.

Im P&R-Komplex ist vor allem die Rolle der Schweizer Gesellschaft der Gruppe relevant, die sich um die Vermietung der in Deutschland an Anleger verkauften Schiffscontainer kümmert und als einziger Teil des Unternehmensgeflechts noch nicht insolvent ist. Gegen sie haben Jaffé und Heinke ein Pfandrecht erwirkt. "Damit ist sichergestellt, dass das dort vorhandene Vermögen im Ergebnis den Anlegern zu Gute kommen wird", schreiben sie. Die bis vor wenigen Wochen verschwiegene Beteiligung der P&R-Gruppe an der britischen Container-Leasingfirma Blue Sky soll mit der Bestellung eines neuen Directors gesichert sein. Bislang hatte dort P&R-Gründer Heinz Roth das Sagen, der im Zentrum des Skandals steht. Außerdem sei man dabei, Haftungsansprüche gegen verantwortliche Personen zu prüfen und durchzusetzen, heißt es. Angesichts des enormen Schadens im Milliardenbereich werde deren Vermögen aber nicht ausreichen, um sämtliche Ansprüche "auch nur ansatzweise" zu befriedigen.

Bei P&R haben etwa 54 000 Anleger etwa 3,5 Milliarden Euro investiert. Im März stellte die Firma Insolvenzantrag. Mittlerweile steht fest, dass P&R 1,6 Millionen Container als Direktinvestments verkauft hat, von denen aber nur noch 618 000 Stück übrig sind. Angesichts dieser großen Lücke im Bestand ermittelt die Staatsanwaltschaft München I wegen Betrugsverdachts. Die P&R-Kunden wurden von der Pleite der Firma überrascht, nachdem diese sie in den vergangenen 42 Jahren stets pünktlich ausbezahlt hatte. Der Großteil des Vermögens der Anleger dürfte vernichtet sein, jetzt geht es für sie um Verlustbegrenzung.

© SZ vom 26.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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