Celebrity-Kollektion:s. Oliver setzt voll auf Anastacia

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Die neue Anastacia-Kampagne des Textilhändlers s. Oliver wird dieser Tage mit Macht beworben. Die Franken nutzen die Rocksängerin allerdings nicht nur als Werbe-Ikone - der US-Star stand sogar selbst am Reißbrett.

Elisabeth Dostert

Der fränkische Textilhändler s. Oliver will bis 2010 die Markenerlöse der Gruppe auf 1,5 Milliarden Euro steigern. Das sagte Thomas Steinhart, Sprecher der Geschäftsführung und Finanzchef des Familienunternehmens. Einen Umsatzschub soll die Kollektion der US-Rocksängerin Anastacia bringen, die in dieser Woche auf den Markt kommt.

Anastacia-Roben bei s. Oliver. (Foto: Foto: s. Oliver)

Der Konkurrenzdruck sei enorm, sagte der für das internationale Geschäft zuständige Direktor Andreas Brill: ,,Der deutsche Textilmarkt ist einer der schwierigsten der Welt.''

Nach Angaben des Bundesverbandes des deutschen Textileinzelhandels (BTE) verzeichneten die Fachhändler im ersten Halbjahr 2006 im Vergleich zum Vorjahr bestenfalls einen leichten Zuwachs. Unter Druck steht vor allem der klassische Einzelhandel, der seine Ware über Großhändler bezieht.

Gesamte Wertschöpfungskette

Deutlich besser schlagen sich die mehr oder minder stark vertikal aufgestellten Textilfilialisten wie der börsennotierte schwedische H&M-Konzern (Konzernumsatz 2004/05 per Ende November: 7,6 Milliarden Euro), der die gesamte Wertschöpfungskette selbst steuert - vom Entwurf der Mode, der Produktion bei Fremdfirmen bis hin zum Verkauf in eigenen Geschäften - oder Firmen wie Esprit und s. Oliver, die sowohl eigene Läden betreiben als auch als Großhändler agieren.

Ihren schärfsten Konkurrenten sehen die Manager von s. Oliver in der an den Börsen Hongkong und London notierten Esprit Holding Ltd mit einem Konzernumsatz von 2,1 Milliarden Euro im Geschäftsjahr 2004/2005 (30. Juni).

Erlöse binnen zehn Jahren verdreifacht

s. Oliver steigerte nach Angaben von Steinhart im Kalenderjahr 2005 den Markenumsatz um 5,4 Prozent auf 820 Millionen Euro. Damit haben sich die Erlöse binnen zehn Jahren mehr als verdreifacht.

Darin enthalten sind mit einem Anteil von etwa zehn Prozent auch die Umsätze der Lizenznehmer und die der Tochtergesellschaft Comma mit etwa 60 Millionen Euro. Zur Ertragslage äußert sich das Familienunternehmen nicht. Wettbewerber Esprit erwirtschaftete im vergangenen Geschäftsjahr einen Nettogewinn von knapp 350 Millionen Euro, H&M brachte es auf gut 970 Millionen Euro.

Die Markenerlöse der s. Oliver-Gruppe mit 2350 Mitarbeitern sollen Steinhart zufolge in diesem Jahr auf 890 Millionen Euro klettern. Einen Beitrag zum Markenumsatz von 100 Millionen Euro binnen zwei Jahren soll die unter dem Namen Anastacia by s. Oliver lancierte Kollektion bringen, die diese Woche in die Läden kommt.

Madonna wirbt für H&M

Es ist die erste so genannte Celebrity-Kollektion der Franken. Berühmter Namen haben sich auch schon andere Filialisten bedient. So ließ H&M die Designer Karl Lagerfeld und Stella McCartney für sich arbeiten. Derzeit wirbt Popsängerin Madonna für die Schweden.

Anders als die zeitlich begrenzte Zusammenarbeit des Konkurrenten mit den Stars sei die ,,Partnerschaft'' mit Anastacia langfristig angelegt, betont Brill. ,,Bei Anastacia passt alles: Sie ist ein internationaler Star, hat eine enorme Breitenwirkung und sie ist skandalfrei'', ergänzt Steinhart.

Diese Maßgabe galt nicht immer. 2003 warb der eher polarisierende deutsche Popmusiker Dieter Bohlen für die Linie s. Oliver Men. Anastacia soll s. Oliver auch im Ausland voranbringen, das bislang erst ein Viertel der Erlöse ausmacht. Bis zum Jahr 2010 soll der Anteil Steinhart zufolge auf 35 Prozent steigen.

Hoher siebenstelliger Betrag

Anastacia wird vier Jahre lang fast monatlich eine Damenkollektion für s. Oliver entwerfen und diese auch vermarkten. Einen hohen siebenstelligen Betrag ist den Franken das Engagement wert, das Gros davon entfällt als Vorlaufkosten auf dieses Jahr.

Die Amerikanerin erfülle sich mit der eigenen Modekollektion einen Kindheitstraum. Diese sei im Schnitt etwa zehn bis fünfzehn Prozent teurer als die Hauptkollektion Casual Women und werde in einem eigenen Shop-Modul angeboten, also in räumlich getrennten Flächen von anderen Marken und mit eigener Flächengestaltung, so Vertriebsleiter Mathias Eckert.

Allein in diesem Jahr sind 430 Shop-in-Shops für die Anastacia-Kollektion geplant, davon etwa 150 im Ausland.

Strategieplan

Das laut Strategieplan für 2010 angepeilte Erlöswachstum auf 1,5 Milliarden Euro soll sowohl aus den eigenen Läden als auch über den Großhandel kommen.

Noch mache der Großhandel etwa 60 Prozent der Erlöse aus, sagt Steinhart. Dieser Anteil werde sinken, weil der eigene Einzelhandel und das Franchise-Geschäft, aber auch Online- und Versandhandel zulegen.

Auf eine Größenordnung der verschiedenen Vertriebskanäle im Jahr 2010 will sich Steinhart nicht festlegen. Ohnehin lösen sich Brill zufolge die Grenzen zwischen Einzel- und Großhandel auf, auch weil sich Händler wie s. Oliver immer stärker in die Sortimentsauswahl und die Ladengestaltung der unabhängigen Abnehmer einmischen.

Symbiotisch

,,Die Einzelhändler verlangen von uns Systeme'', sagt Eckert und Brill ergänzt: ,,Wir sind symbiotisch unterwegs. Wir verdienen viel, wenn unsere Einzelhändler viel verdienen.''

© SZ vom 17.08.06 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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