Bundesliga-Fernsehrechte:Bundeskartellamt macht DFL Zugeständnis

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Grünes Licht für die Deutsche Fußball Liga: Das Kartellamt gestattet die formale Ankündigung für die Ausschreibung der Bundesliga-Fernsehrechte.

Caspar Busse

In idyllischer Lage - nur wenige Schritte vom Rhein entfernt - findet sich in der Kaiser-Friedrich-Straße in Bonn das Bundeskartellamt. In den Räumen residierte früher das Bundespräsidialamt. Seit knapp zehn Jahren wachen hier die rund 300 Mitarbeiter des Kartellamtes darüber, dass in Deutschland die Wettbewerbsregeln eingehalten werden.

"Ich hoffe, dass der Fall bald abgeschlossen ist." - Die Prüfer vom Kartellamt sind im Fall Bundesliga-Fernsehrechte am Ball. (Foto: Foto: ddp)

Ralph Langhoff ist einer von ihnen. Er ist seit Ende vergangenen Jahres Vorsitzender der 6. Beschlussabteilung und damit unter anderem für die Bereiche Sport und Medien zuständig.

Heikle Angelegenheiten auf dem Schreibtisch

Es sind besonders heikle Angelegenheiten, die auf seinem Schreibtisch landen: zum Beispiel die Prüfung der Vergabe der Fernsehrechte der Fußball-Bundesliga und das laufende Ermittlungsverfahren gegen den Deutschen Fußball-Bund (DFB) sowie die Deutsche Fußball-Liga (DFL) wegen des Verdachts auf wettbewerbswidrige Absprachen im Sponsoringgeschäft.

Beides sind höchst öffentlichkeitswirksame Fälle. Der politische Druck auf das Kartellamt ist groß. Politik und Fußball-Lobby versuchen offenbar, Einfluss zu nehmen. Sogar ein Zuständiger aus der Abteilung sollte zuletzt versetzt werden.

"Ich lasse mich nicht beeinflussen, und das hat auch noch niemand versucht. Die Beschlussabteilung ist in ihrer Entscheidung unabhängig," sagte Langhoff jetzt im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung. Das Bundeskartellamt würde weiter prüfen, es gebe noch keine Entscheidung und auch keine Tendenz.

Grünes Licht für die Ausschreibung

Auch auf einen Zeitpunkt des Entscheids will er sich nicht festlegen. Nur so viel: "Ich hoffe, dass der Fall bald abgeschlossen ist und wir das Verfahren ohne Personalwechsel zu Ende bringen können." Kartellamtschef Bernhard Heitzer wollte einen zuständigen Mitarbeiter abziehen. Doch der Personalrat des Kartellamts wehrte sich dagegen, weil er eine Versetzung als Signal für öffentlichen und politischen Druck wertete. Nun liegt die Personalie auf Eis.

Ein Zugeständnis hat Langhoff jetzt aber gegenüber der DFL gemacht. "Die DFL kann bereits mit der formalen Ankündigung der Ausschreibung beginnen. Da haben wir grünes Licht gegeben," kündigte Langhoff an. "Das bedeutet aber keine Vorentscheidung und steht unter dem Vorbehalt der laufenden Prüfung des Kartellamtes," fügt er an. Damit könnte die DFL zumindest formal den Start des Rechteverkaufs ankündigen. Bis zum offiziellen Start müssen weitere vier Wochen vergehen. Die DFL gab dazu am Dienstag keinen Kommentar.

Noch aber prüft das Kartellamt, ob die sogenannte Zentralvermarktung, also die gemeinsame Verwertung der Fernsehrechte durch alle 36 Bundesligavereine der ersten und zweiten Liga, überhaupt durchgewunken wird oder ganz oder teilweise gekippt werden muss.

Davon hängt auch ab, ob der geplante Vertrag zwischen der DFL und der Sportrechteagentur Sirius aus dem Umfeld von Leo Kirch zustandekommt. Sirius hat der DFL insgesamt drei Milliarden Euro aus der Vermarktung der Fernsehrechte für sechs Jahre von 2009 an garantiert. Es geht also um viel.

"Es gibt keine Vorentscheidung. Wir prüfen derzeit die Vor- und Nachteile der Zentralvermarktung. Alle Varianten sind noch offen", betonte Langhoff. Offenbar hat die DFL bereits die Programmpakete eingereicht.

Die Befragung der Fußballvereine ist abgeschlossen, am Donnerstag vergangener Woche wurden Fragebögen an die Rechteverwerter, also etwa an Fernsehsender und Kabelfirmen, verschickt. Diese sollen Stellung zu den Vor- und Nachteilen der Zentralvermarktung nehmen. Von den Ergebnissen hänge der weitere Verlauf des Verfahrens ab, heißt es.

Zugeständnis an die DFL

Keinen Zusammenhang gebe es mit dem gleichzeitig laufenden Verfahren gegen DFB und DFL, so das Kartellamt. Es geht um den Vorwurf, der DFB habe sich mit Vereinen beim Sponsoring im Rahmen einer Kundenaufteilung abgesprochen. Das Kartellamt hat im Februar Durchsuchungen ausgeführt, jetzt werden die sichergestellten Unterlagen ausgewertet.

Es gab bereits diverse Spekulationen über Strafen in dreistelliger Millionenhöhe für den DFB. "Wir sind noch in der Phase der Prüfung und klären den Sachverhalt. Mit der Höhe eines möglichen Bußgeldes haben wir uns noch nicht befasst", sagte Langhoff dazu. Der DFB hatte bereits mitgeteilt, aufgrund des Verfahrens könnten Großereignisse wie das DFB-Pokalendspiel am kommenden Samstag gefährdet sein.

Doch das weist Langhoff aus Sicht des Kartellamtes weit von sich: "Weder das DFB-Pokalendspiel, noch Länderspiele, noch die Frauen-WM sind in Gefahr und werden auch nicht von dem laufenden Verfahren beeinträchtigt", sagt der Beamte. Auch eine Informationssperre gegenüber dem DFB oder der DFL hat es laut Langhoff nie gegeben.

© SZ vom 16.04.2008/jkr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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