Brexit-Folgen:Citigroup verlegt EU-Zentrale nach Frankfurt

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Die Stadt am Main steht als größter Profiteur des britischen EU-Austritts da. Das ist inzwischen auf dem Immobilienmarkt zu spüren.

Von Jan  Willmroth und  Benedikt Müller, Frankfurt/München

Die Citigroup hat sich lange mit Spekulationen zum Thema Brexit zurückgehalten. Nun konnte auch sie ihre Pläne nicht mehr geheimhalten: Die viertgrößte US-Bank wird die Europazentrale für ihr Wertpapierhandelsgeschäft nach Frankfurt verlagern, bestätigten Beteiligte aus dem Umfeld der Bank. Am Montagabend hatte der britische Sender Sky News unter Berufung auf Insider berichtet, die Bank werde ihren EU-Sitz nach Frankfurt verlegen. Man werde den Schritt am späteren Dienstagabend verkünden, hieß es. Bislang wickelt die Citi-group einen Großteil ihres europäischen Großkundengeschäfts in London ab.

Im Wetteifern um die Brexit-Banker ist das der nächste Erfolg für Frankfurt als Deutschlands Finanzzentrum. In London tätige Banken benötigen eine Tochtergesellschaft mit EU-weiter Banklizenz, wenn sie nach dem Austritt Großbritanniens aus der Union noch Bankdienstleistungen und Produkte in den übrigen 27 EU-Staaten anbieten wollen. Mit diesem sogenannten "Passporting" bedienen die meisten internationalen Banken den europäischen Markt bislang aus der City von London.

Seit Monaten wird darüber spekuliert, welche Banken welche Einheiten von dort abziehen. Frankfurt steht derweil als größter Brexit-Profiteur da: Neben der Citi-group haben sich Goldman Sachs, die UBS und Standard Chartered für Frankfurt entschieden. Die japanischen Banken Nomura und Sumitomo Mitsui sowie der Wertpapierhändler Daiwa richten ebenfalls Europazentralen am Main ein. Die Deutsche Bank dürfte große Teile ihres Handelsgeschäfts und des Investmentbankings in ihre Heimatstadt verlagern. Bis Ende vergangener Woche hatten die Londoner Banken Zeit, der britischen Notenbank ihre Brexit-Pläne mitzuteilen. Ob sich die gerade beginnenden Austrittsverhandlungen doch weniger dramatisch auswirken, können die Banken nicht abwarten.

Der Zuzug wirft die Frage auf, wo die vielen zusätzlichen Banker wohnen und arbeiten werden. Schon jetzt ist Frankfurt die zweitteuerste Stadt für Mieter in Deutschland; Jahr für Jahr entstehen deutlich weniger Wohnungen als Arbeitsplätze. Die Aussicht, dass viele weitere Gutverdiener nach Frankfurt ziehen dürften, spiegele sich schon jetzt in den Immobilienpreisen wider, berichtet das Institut F+B. Demnach wurden Eigentumswohnungen in Frankfurt im zweiten Quartal zu sechs Prozent höheren Preisen angeboten als im Vorjahreszeitraum. In Bad Homburg sind die Preise um zehn Prozent gestiegen, berichtet F+B, in Friedberg um 13 Prozent. Beide Umland-Städte sind inzwischen teurer als etwa Berlin oder Köln.

Zudem besichtigen ausländische Banken bereits Büros in Frankfurt. Makler wie Savills erwarten, dass erste Geldinstitute noch in diesem Jahr Mietverträge unterzeichnen werden. Im ersten Halbjahr haben Investoren in Frankfurt Gewerbeimmobilien für zwei Milliarden Euro gekauft, 36 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum, so Savills.

© SZ vom 19.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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