Braucht man das?:Vibrations-Kopfhörer

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Die Kopfhörer von Aftershokz übertragen den Schall durch Vibrationen auf die Schädelknochen. (Foto: oh)

Knopf im Ohr, aufpeitschende Rhythmen - viele mögen ohne Musik nicht laufen. Doch das kann gefährlich werden. Da scheinen Hörer, die den Schall über die Schädelknochen übertragen, eine gute Idee zu sein. Wirklich?

Von Helmut Martin-Jung

Knopf im Ohr, voller Sound, aufpeitschende Rhythmen - ohne Musik laufen zu gehen, ist für viele kaum vorstellbar. Das spielt in der freien Natur keine Rolle, doch in städtischen Umgebungen kann es zum Sicherheitsrisiko werden. Das Bimmeln der Straßenbahn, das Klingeln eines Fahrrades - wer laut Musik hört, kann diese akustischen Signale nicht wahrnehmen. Da erscheint ein Kopfhörer, der nicht im oder auf dem Ohr sitzt, als ganz praktikable Lösung. Aber funktioniert das auch?

Die Trekz Titanium genannten Hörer des Herstellers Aftershokz übertragen den Schall durch Vibrationen auf die Schädelknochen. Man trägt sie mit einem Bügel aus sehr flexiblem Titan im Nacken und hakt sie von hinten über den Ohren ein. Ideal ist das nicht, denn gerade beim Sport setzen auch Nicht-Brillenträger öfter eine Sonnenbrille auf. Ebenso ungünstig: Legt man den Kopf in den Nacken, stößt der Bügel hinten an, und die Hörer verrutschen ein wenig.

Mit Musik versorgt werden die Trekz über den Funkstandard Bluetooth zum Beispiel von einem Smartphone aus. Sowohl die erste Verbindung als auch das neuerliche Verbinden klappen problemlos. Da man die Hörer dabei wohl in den meisten Fällen aufhat, ist es gut, dass sie per kurzer Ansage mitteilen, wenn die Verbindung erfolgreich war. Die Stromversorgung übernimmt ein Lithium-Ionen-Akku, der über ein handelsübliches Micro-USB-Kabel aufgeladen wird. Er hält bis zu sechs Stunden durch - Triathleten, die gerne Dauerbeschallung haben, müssen sich also woanders umsehen. Ein Mikrofon - sogar eines mit aktiver Geräuschunterdrückung - hat Aftershokz ebenfalls eingebaut, mit den Hörern kann man also auch telefonieren.

Doch wie steht es um das Wichtigste bei einem Kopfhörer, den Sound? Kaum besser als Drei-Euro-Billig-Ohrstöpsel aus der Grabbelkiste, ist man versucht zu sagen. Aber hallo: Das Ding sitzt eben nicht in den Ohren. Dafür ist der Klang erstaunlich gut und auch laut genug. Was allerdings fehlt, sind satte, tiefe Bässe. Wer diesen Kick will und braucht, der muss eben doch mit dem Risiko leben und wenigstens die Augen offen halten.

© SZ vom 20.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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