Braucht man das?:Panorama-Kamera zum Hochwerfen

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Kamera-Ball: Bitte wieder auffangen, sonst geht er kaputt. (Foto: PR)

Ab mit dem Ball in die Luft, Bilder hochladen und am PC ansehen - so funktioniert die Rundum-Kamera Panonono. Schon cool, aber ein paar Nachteile wären da leider auch noch.

Von Felicitas Wilke

Jonas Pfeil steht im Münchner Olympiapark, ein Dutzend Menschen blicken auf den schwarz-grünen Ball in seiner Hand. Pfeil wirft ihn hoch und fängt ihn wieder auf. Wenige Minuten später zeigt ein 360-Grad-Bild auf seinem Laptop die Spitze des Olympiaturms auf der einen und die BMW-Welt auf der anderen Seite. Klickt man sich in die Mitte des Bildes, sieht man die im Kreis stehenden Zuschauer.

Pfeil ist der Erfinder der Panono, der ersten Panorama-Wurfkamera. Der Foto-Ball ist mit einem Durchmesser von elf Zentimetern etwa so groß wie eine Grapefruit und besitzt 36 kleine Kameras. Wirft man den Ball in die Luft oder stellt ihn auf ein Stativ, löst er am höchsten Punkt automatisch Fotos auf allen Kameras aus. Die Rundum-Aufnahmen werden über Wlan in ein Rechenzentrum geladen und erst dort zum fertigen Bild zusammengerechnet. Danach kann man sich auf dem Laptop oder Tablet durch das Foto klicken.

Bereits 2009 entwickelte Jonas Pfeil für seine Diplomarbeit einen ersten Prototypen. Auf der Crowdfunding-Plattform Indiegogo sammelten Pfeil und seine beiden Mitgründer Björn Bollensdorff und Qian Qin anschließend insgesamt 1,25 Millionen Dollar von Spendern. Weitere 1,6 Millionen Dollar auf der Plattform Companisto folgten, "und zwischendurch immer wieder private Investitionen", wie Pfeil sagt.

Inzwischen sind Hardware und Software marktreif, im September sollen die ersten tausend Kameras ausgeliefert werden - für stolze 1499 Euro pro Stück. Die erste Auflage der Kamera richte sich vor allem an Geschäftskunden, erklärt der Gründer. So wolle er mit der "Explorer Edition" beispielsweise Eventmanager oder Immobilienmakler ansprechen, die eine Wohnung dann aus allen Blickwinkeln bewerben können.

In Zukunft aber will Panono etwa die Hälfte des Geschäfts mit privaten Kunden machen. Er plant, eine günstigere Version der Kamera für Endkonsumenten anzubieten. Der Preis steht schon fest, er soll bei 599 Euro liegen, der Zeitpunkt für den Markteintritt ist aber noch ungewiss.

Pfeil glaubt daran, dass sein Produkt auch bei Hobbyfotografen, Reisenden und auf Familienfeiern Anklang finden wird - und das, obwohl es nicht immer reizvoll sein muss, eine Rundum-Perspektive einzufangen. Zudem kann man sich die 360-Grad-Bilder nur am Computer ansehen - ziemlich aufwändig. "Die Kamera soll ein Gefühl einfangen", hält der Gründer dem entgegen, und das gelinge am besten, "wenn man alle Richtungen sieht".

Auch die Wettbewerber scheinen daran zu glauben: Die französische Firma Giroptic produziert ihre 360 Cam, der finnische Konzern Nokia präsentierte vor kurzem die Ozo. Beide Kameras machen nicht nur Fotos, sondern auch Bewegtbilder von allen Seiten. Pfeil betont aber, dass seine Panono mit 108 Megapixeln die beste Auflösung hat und damit die schärfsten Bilder liefere. Für die Konsumenten ist es neben den Fotos wohl vor allem der Spaßfaktor beim Ballwerfen, der den Reiz der Panono ausmacht. Zu Tollpatschigkeit neigende Fotografen sollten von der im September erscheinenden Version Abstand allerdings lieber nehmen oder ein Stativ verwenden: Die Macher garantieren nämlich nicht, dass die Kamera Stürze aushält. Das soll sich erst bei den kommenden Generationen der Kamera ändern, verspricht Gründer Pfeil.

© SZ vom 02.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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