Boni:Börse deckelt Vorstandsgehälter

Vorstandsmitglieder der deutschen Börse sollen künftig maximal 9,5 Millionen Euro im Jahr verdienen. Zuvor hatte es Kritik gegeben.

Von Jan Willmroth, Frankfurt

Die Deutschen Börse will unter dem Eindruck der Insider-Affäre um Vorstandschef Carsten Kengeter die Gehälter und Boni ihrer Vorstände deckeln. Künftig soll jedes Vorstandsmitglied inklusive aller Boni und betrieblicher Altersversorgung maximal 9,5 Millionen Euro im Jahr verdienen. Einen entsprechenden Entschluss fasste der Aufsichtsrat des Konzerns auf seiner Sitzung am Donnerstag. Aufsichtsratschef Joachim Faber ließ sich in einer Mitteilung mit den Worten zitieren, so wolle man "mögliche, aber nicht gewollte Ausschläge" verhindern. Der Konzern kündigte an, die Änderungen sollten schon für das Geschäftsjahr 2017 wirksam werden. Die Vorstände müssen der Anpassung jeweils noch zustimmen.

Mit dem Beschluss reagiert der Aufsichtsrat auf Kritik von Investoren. Kengeter hatte noch Ende 2015 im Rahmen eines eigens für ihn eingerichteten Bonusprogramms für 4,5 Millionen Euro Aktien der Börse gekauft und bekam dafür virtuelle Anteile im gleichen Wert, die er mindestens drei Jahre halten muss. Im besten Fall hätte sein Sonderbonus damit auf insgesamt etwa 38 Millionen steigen können. Ausgerechnet dieses Geschäft wurde zum Problem: Kengeter steht unter Insiderhandels-Verdacht, weil er schon die Fusion mit der Londoner Börse geplant haben soll, als er die Aktien kaufte. Gegen eine Auflage von 500 000 Euro will die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen gegen ihn einstellen. Der Konzern zahlt für die Vergehen seines Chefs 10,5 Millionen Euro Bußgeld. Der Gehaltsdeckel wirkt zunächst eher kosmetisch: Im vergangenen Jahr erhielt Spitzenverdiener Kengeter eine Gesamtvergütung von etwa acht Millionen Euro.

© SZ vom 22.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken
OK