Börsengang als Auftakt:Postbank will Marktführerschaft ausbauen

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Die Postbank, die in Kürze an die Börse geht, will nach den Worten ihres Chefs Wulf von Schimmelmann ihre führende Position im Privatkundenbereich weiter ausbauen. Von Schimmelmann will das Spar-, Giro- und Baufinanzierungsgeschäft auch durch Akquisitionen erweitern.

Von Gerhard Hennemann

Die Postbank erwarte von ihrem Börsengang einen weiteren Wachstumsschub, betonte von Schimmelmann gegenüber der Süddeutschen Zeitung. Obwohl die Post-Tochter schon heute die größte Retailbank Deutschlands sei, könne sie in ihrem angestammten Hauptgeschäft mit Giro- und Sparkonten sowie privaten Baufinanzierungen noch deutliche Marktanteile hinzu gewinnen, zumal eventuell realisierbare Zukäufe dank einer soliden Eigenkapitalbasis ohne weiteres verkraftet werden könnten. "Wir werden deshalb wachsam sein, wenn sich auf dem deutschen Markt interessante Gelegenheiten für uns bieten", sagte von Schimmelmann.

Interesse an Retailbanken

Die Postbank würde es begrüßen, wenn der Gesetzgeber einheitliche rechtliche Grundlagen für alle Kreditinstitute in Deutschland schaffen würde. Zu befürchten sei jedoch, dass dieser Schritt noch längere Zeit auf sich warten lassen werde. Die Postbank stehe aber auch Kooperationen aufgeschlossen gegenüber. "Wir können uns auch gegenseitig vorteilhafte Produktpartnerschaften vorstellen, wie etwa mit Sparkassen oder Genossenschaftsbanken." So etwa im Geschäft mit Konsumentenkrediten, bei dem die Postbank - im Unterschied zu der stark gestiegenen Baufinanzierung - noch einen echten Nachholbedarf an Investitionen habe. Die Noris-Bank hätte deshalb auch recht gut zur Postbank gepasst, meint von Schimmelmann. Allerdings sei der geforderte Kaufpreis entschieden zu hoch gewesen.

Ansonsten aber sieht der PostbankChef sein Unternehmen auf dem deutschen Markt bestens positioniert. Die seit 1999 betriebene Strategie, vor allem die Stärken der Bank im Zahlungsverkehr und im Spargeschäft auszuspielen, habe sich eindeutig als der richtige Weg erwiesen. "Das Sparen wurde noch Anfang 2000 als unattraktive und langweilige Geldanlage im Vergleich mit der hochfliegenden Aktie belächelt.

Heute verzeichnen wir Zuwäche im Volumen und in den Marktanteilen", betont von Schimmelmann. Postbank-Sparbücher, die während des Börsenbooms als "Geldvernichter" geschmäht worden seien, stünden heute im Ansehen der Bankkunden besser denn je da.

Den bevorstehenden Börsengang der Postbank bezeichnet von Schimmelmann als den wichtigsten Meilenstein in ihrer langjährigen Geschichte. Von nun an müsse sie sich am Kapitalmarkt bewähren und das bedeute für ihr Management eine besondere Herausforderung in den nächsten zwei bis drei Jahren. Er sei aber voller Zuversicht, dass der Börsenneuling freundlich auf dem Parkett begrüßt werde. Dafür spreche schon allein die Tatsache, dass die Postbank die einzige an der Börse notierte Retailbank wäre.

Die Investoren, meint von Schimmelmann, legten heute insbesondere Wert auf Stabilität und Solidität. "Ich bin fest davon überzeugt, dass wir ihnen diesen Wunsch erfüllen können".

Die Postbank werde deshalb bei ihrer Werbekampagne auch auf alles verzichten, was sie nur in den leisesten Verdacht bringen könnte, erneut eine "Volksaktie" propagieren zu wollen. Mit Slogans wie "Substanz bewegt" und "Fit für die Zukunft" solle vielmehr auf das große Entwicklungspotenzial hingewiesen werden, das die Postbank noch bei weitem nicht ausgeschöpft habe.

Das gelte vor allem auch für den Bereich des Transaction-Banking, das beste Chancen habe, sich neben dem Retailgeschäft zum zweiten Standbein der Postbank zu entwickeln. Die Verträge mit der Dresdner Bank und mit der Deutschen Bank, ihren gesamten Zahlungsverkehr über die Postbank abzuwickeln, seien für die blaue Bank schon deshalb besonders wichtig, weil dieses vergleichsweise risikoarme, aber ertragsstabile Geschäft insbesondere von Analysten und Ratingagenturen wohlwollend zur Kenntnis genommen werde. Für den Börsenstart könne das nur hilfreich sein.

© SZ vom 14.3.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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