Börsen:Absturz

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Platzt da gerade wieder einmal eine Blase? Die Kurse an den Börsen in China sind am Freitag um mehr als sieben Prozent gefallen. Ein Experte erwartet sogar, dass demnächst noch mehr Luft aus den Kursen entweichen könnte.

Von Harald Freiberger, München

An den Börsen in China kam es am Freitag zu einem dramatischen Kurssturz. Der Shanghai-Composite-Index verlor 7,4 Prozent, der Shenzen-Composite-Index 8,2 Prozent. Einen eindeutigen Grund dafür gab es nicht. "Es scheint sich um eine klassische Blase zu handeln, die nun platzt", sagt Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Deka-Bank. Dabei stürzten die Kurse oft aus heiterem Himmel ab.

Die Börsen in China sind in diesem Jahr weit überdurchschnittlich gestiegen. So legte der Index in Shanghai in der Spitze um 60 Prozent zu. Angetrieben wurde der Boom von der chinesischen Politik, die den Erwerb von Aktien für Privatpersonen stark erleichterte, um ihnen Anlagemöglichkeiten zu bieten und den Unternehmen Geld zufließen zu lassen. Das führte dazu, dass viele Privatpersonen Aktien auf Kredit kauften. Für Börsen ist das riskant, weil solche Anleger besonders nervös sind und zu Panik neigen. Bereits in den vergangenen Wochen hatten Chinas Börsen deutlich verloren, sie notieren nun etwa 20 Prozent unter ihrem Höchststand.

Am Freitag kam es offenbar zu einer "Eigendynamik, die für Blasen typisch ist", sagt Kater. Er hält es für möglich, dass in nächster Zeit noch mehr Luft aus den Kursen entweicht. Nach einer Studie von Merrill Lynch sind sieben von zehn Analysten der Meinung, dass sich in China eine Blase gebildet hat. Auch Hu Xingdou, Wirtschaftsprofessor des Pekinger Instituts für Technologie, hält die Börsenhausse der vergangenen Monate für irrational. "Ich denke, der Aktienmarkt wird weiter fallen", sagte er. Auf Dauer müssten sich die Kurse der wirtschaftlichen Entwicklung angleichen. Das Wachstumstempo hatte sich in China zuletzt verlangsamt, während die Aktien weiter stark zulegten.

Langfristig überwiegt der Optimismus. China bleibe "ein attraktiver Markt für Anleger", sagt Kater. Die meisten Ökonomen erwarten, dass die Regierung weiter ausländische Investoren ins Land holen werde. Zudem dürfte sie beim Umbau der ineffizienten Staatsbetriebe rasche Fortschritte erzielen.

© SZ vom 27.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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