BHF-Bank:Abwehrkampf

Lesezeit: 3 min

Zunächst prüft jetzt die Finanzaufsicht Bafin das Angebot. (Foto: picture alliance / dpa)

Ein französischer Privatbankier bietet sich als Retter für die BHF-Bank an. Das Institut litt zunehmend unter der unklaren Eigentümerstruktur

Von Harald Freiberger, München

Seit einem halben Jahr geht es in einer Branche drunter und drüber, die immer für ihre Ruhe und Seriosität bekannt war: bei den deutschen Privatbanken, die das Geld der Reichen und sehr Reichen verwalten. Für Aufruhr sorgte der chinesische Investor Fosun, der sowohl beim Traditionshaus Hauck & Aufhäuser als auch bei der BHF-Bank die Mehrheit übernehmen will. Manchen behagte die Vorstellung nicht, dass gutes altes deutsches Geld in chinesische Hände geraten könnte. Bei der Angelegenheit schwingen viele Ängste mit. Teilweise artete dies sogar in eine schmutzige Auseinandersetzung aus.

Seit wenigen Tagen gibt es nun eine Wende in dem Drama: Zumindest bei der BHF-Bank könnte es statt zu einer deutsch-chinesischen zu einer deutsch-französischen Lösung kommen. Philippe Oddo, 56, der Chef der familiengeführten französischen Privatbank Oddo, hat ein Gegenangebot für die BHF-Bank gemacht, mit dem er Fosun ausstechen will. Davon war schon seit Wochen die Rede, nun liegt es auf dem Tisch. Oddo bietet den Anteilseigenern 5,75 Euro pro Aktie und damit 60 Cent mehr als die Chinesen.

Zunächst prüft jetzt die Finanzaufsicht Bafin das Angebot, was bis Mitte Dezember dauern dürfte. Danach entscheidet sich, wer künftig bei der BHF-Bank das Sagen hat. Es wäre das Ende einer langen Hängepartie, unter der das Institut zunehmend litt. Wegen der unsicheren Eigentümerstruktur legten kaum neue Kunden Geld bei der Bank an, auch Mitarbeiter verließen das Institut.

Unruhe gibt es bei der BHF-Bank schon seit Jahren. Sie gehörte einst zur Privatbank Sal. Oppenheim, die 2008 de facto Pleite ging und von der Deutschen Bank übernommen wurde. Diese wollte die BHF-Bank loswerden, es folgte ein zermürbender Verkaufsprozess. Erst 2014 klappte endlich die Übernahme durch den einstigen Star-Banker Leonhard Fischer, der um die frühere Dresdner-Bank-Sparte Kleinwort Benson einen eigenen Finanzkonzern aufbauen wollte. Die BHF-Bank ist das Kernstück, sie verwaltet mehr als 40 Milliarden Euro Vermögen von großen Mittelständlern und reichen Privatleuten. Um die Übernahme zu finanzieren, holte Fischer den BMW-Erben Stefan Quandt und den französischen Privatbankier Oddo dazu, weitere große Anteile halten die Fondsgesellschaften Blackrock und Templeton. Gekrönt wurde alles durch den chinesischen Investor Fosun, der mit knapp 20 Prozent das größte Paket übernahm.

Fosun-Chef Guo Guangchang gründete seine Beteiligungsgesellschaft in den 1990er Jahren. Er wird auch "der chinesische Warren Buffett" genannt, sein Vermögen soll bei acht Milliarden Euro liegen. Fosun ist unter anderem am Touristikkonzern Club Med beteiligt, an der Modekette Tom Taylor und am portugiesischen Versicherer Fidelidade.

Im Juni dieses Jahres kam es zu großen Krach zwischen Fischer und Guo, als Björn Robens, der Chef der BHF-Bank, Knall auf Fall entlassen wurde. Er galt als Vertrauter von Guo. Die anderen Eigentümer der BHF-Gruppe warfen ihm vor, mit Fosun gemauschelt zu haben.

Wenige Wochen danach machte Guo ein Übernahmeangebot, das wie eine Rache an den anderen BHF-Eigentümern wirkte: Er wollte 5,10 Euro pro Aktie zahlen, was diesen allerdings zu wenig war. Hinter den Kulissen organisierten die Eigentümer in den vergangenen Monaten einen Abwehrkampf, der nun im Angebot des Franzosen Oddo gipfelt. Nach eigenen Angaben hat Oddo bereits die Mehrheit an der BHF-Bank sicher: Mehr als 20 Prozent der Anteile hält er selbst, hinzu kommen gut zehn Prozent von Quandt und 17,5 Prozent von der US-Investmentgesellschaft Franklin Templeton. Die entscheidende Frage ist nun, wie sich Fosun verhält, sollte das Angebot von Oddo von der Aufsicht genehmigt werden. "Wir analysieren die Situation", sagte ein Sprecher. Die wahrscheinlichste Lösung ist laut Insidern, dass die Chinesen das Angebot annehmen und aus der BHF-Bank aussteigen.

Oddo kündigte an, eine deutsch-französische Bank schaffen zu wollen. "Das ist eine Wachstums-Story, keine Synergien-Story", sagte er. Er müsste rund 600 Millionen Euro aufbringen, um die Übernahme zu finanzieren - ein Kraftakt. 50 bis 100 Millionen Euro sollen durch eine Kapitalerhöhung hereinkommen, der Rest vor allem durch Bankkredite. Sollte alles klappen, will Oddo auch die BHF-Mitarbeiter an der Bank beteiligen.

Den Chinesen bliebe dann nur noch die Beteiligung an der kleineren Privatbank Hauck & Aufhäuser, die ebenfalls noch von der Finanzaufsicht geprüft wird. Wenigstens ist die Eigentümerstruktur dort für sie nicht so schwierig: Die Eigentümerfamilien haben schon signalisiert, verkaufen zu wollen. Fosun bietet ihnen auch einen großzügigen Preis von 210 Millionen Euro.

© SZ vom 01.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: