Bescheid wissen:Die Logik des Lottos

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Verbraucherschützer und Statistiker warnen vor Tippgemeinschaften: Spielen mit Service-Gesellschaften ist ein Verlustgeschäft.

Von Barbara Vorsamer

Eigentlich ist die Logik beim Glücksspiel immer die gleiche: Erhöht sich die Wahrscheinlichkeit auf einen Treffer, sinkt die Gewinnsumme.

Bei gewerblichen Lotto-Tippgemeinschaften klingt das anders: Eurolotto verspricht 50 Prozent höhere Chancen. Faber bietet eine Doppel-Strategie für 42 Prozent weniger Einsatz. Bei Maxi-Tipp sollen 1010 Gewinnreihen die Chance auf den Jackpot um 20 Prozent erhöhen.

Lotto-Service-Gesellschaften suggerieren durch derartigen Zahlenspiele, die normale Wahrscheinlichkeit von 1 zu 14 Millionen auf einen Sechser im Lotto derart steigern zu können, dass der Millionenscheck nicht mehr lange auf sich warten lassen kann. Wie genau es zu dieser Chancenerhöhung kommt, kann oder will bei den Unternehmen aber niemand vorrechnen.

Cornelia Schulz, Leiterin des Kundendienstes bei Eurolotto, sagt, dass man bei Glücksspielen mit Statistiken sowieso nicht weiter komme. In einer Spielgemeinschaft würde man eben viel öfter gewinnen.

Diesbezüglich geben ihr Statistiker sogar recht. Walter Krämer, Professor für Statistik an der Universität Dortmund, erklärt: Wer alleine Lotto spielt, hat die Chance auf einen Millionengewinn.

Den muss er in einer Tippgemeinschaft mit 80 Leuten teilen, wodurch unter Umständen nur einige zehntausend Euro übrig bleiben. Dafür ist die Chance abzuräumen 80-mal so hoch. Wem es also darauf ankommt, die Wahrscheinlichkeit, überhaupt zu gewinnen, zu erhöhen, und wer sich damit abfindet, dass der Betrag dann niedriger ausfällt, der ist in einer Tippgemeinschaft gut aufgehoben.

Servicegebühren: Gewerbliche Tippgemeinschaften ziehen von dem Einsatz jedoch Bearbeitungsgebühren ab. Bis zu 60 Prozent sind das, schätzen Verbraucherschützer. Die meisten Unternehmen wollen die genaue Höhe der Gebühren nicht preisgeben.

Nur Cornelia Schulz von Eurolotto gibt eine Preisspanne an: "Je nach Spieltyp nehmen wir 25 bis 35 Prozent. Dafür bekommen unsere Kunden aber auch kompetente Beratung und einen Rundum-Service."

Wer diesen Service in Anspruch nehmen will, hat eine große Auswahl: Rund 150 Gesellschaften vermitteln Tippgemeinschaften in Deutschland. Der Deutsche Lottoblock schätzt, dass fünf Prozent seines jährlichen Umsatzes von etwa acht Milliarden Euro über Faber und Co laufen. Bei der Wahl der Spielgemeinschaft ist Vorsicht geboten. Viele bedienen sich unlauterer Werbung, einige illegaler Methoden.

Schwarze Lotterie: Dazu gehört, dass die Tippgemeinschaft gar nicht tippt. Sie sammelt zwar Einsätze ein und zahlt Gewinne aus, doch reicht sie die ausgefüllten Scheine nicht an die Lottoannahmestellen weiter.

Damit sind die staatlichen Lottogesellschaften und die Finanzminister die Betrogenen, die normalerweise etwa 50 Prozent des Einsatzes als Steuern und Gebühren einstreichen.

Bei einer schwarzen Lotterie steckt darin die Gewinnspanne des Betrügers. Lottospieler, die auf einen solchen hereinfallen, sehen womöglich weder ihre Gewinne, noch ihre Einsätze jemals wieder. Deshalb sollten Gemeinschaftstipper von ihren Gesellschaften einen Nachweis verlangen, dass sie die Lottoscheine auch tatsächlich abgeben.

Transparenz: Außerdem muss klar ersichtlich sein, welche Zahlen gespielt werden, wie viele Mitspieler in einer Tippgemeinschaft sind, und welchen Anteil des Einsatzes das Unternehmen als Servicegebühren einbehält.

Andernfalls können die Spieler nicht nachvollziehen, ob und wie viel sie gewonnen haben. Verwaltet ein Treuhänder die Lottoscheine, muss sein Name genannt sein. Ist das nicht der Fall, können die Teilnehmer nicht nachweisen, wenn sie gewonnen haben, da sich ihre Scheine bei einem Unbekannten befinden.

Werbung: Vorsicht ist außerdem geboten, wenn Firmen ihr System mit der Stiftung Warentest bewerben, denn die Stiftung hat Tippgemeinschaften noch niemals untersucht, geschweige denn mit Prädikaten bedacht oder empfohlen.

Auch Gesellschaften, die ihre niedrigen Preise mit Rabatten beim Deutschen Lottoblock erklären, machen falsche Angaben, denn die staatlichen Lottogesellschaften geben keinen Nachlass für die private Konkurrenz.

Doch selbst wenn es sich um eine seriöse Gesellschaft handelt: Verbraucherschützer raten von professionellen Tippgemeinschaften generell ab. Sie empfehlen, Tippgemeinschaften privat zu organisieren oder den Gemeinschaftstipp der staatlichen Lotteriegesellschaften zu nutzen.

Mit den Mitspielern teilen muss man dabei auch, doch die Bearbeitungsgebühren betragen nur 8,5 Prozent. Carel Mohn vom Bundesverband der Verbraucherzentralen rät sogar, sich das Lottospielen generell zu überlegen: "Sie zahlen im Schnitt immer mehr ein, als Sie herauskriegen. Das ist das Prinzip des Lottos."

© SZ vom 8.9.04 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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