Berufsbild im Wandel:Wie sich der Beruf des Piloten verändert

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Der Glanz des Piloten-Berufes ist etwas verblasst: Manche sprechen schon herablassend vom Busfahrer der Lüfte.

Von Caspar Busse

Auch er ist einer von ihnen: Carsten Spohr, 50, seit 2014 Vorstandsvorsitzender Lufthansa, ging nach dem Ingenieurstudium an die Lufthansa Verkehrsflieger-Schule in Bremen und Phoenix und erwarb dort 1993 seine Pilotenlizenz. Seit vielen Jahren hat Spohr nun nicht mehr ein Flugzeug mit Passagieren selbst geflogen. Doch seine Lizenz für den Airbus A 320 erhält sich Spohr, dessen Bruder Ausbildungspilot bei der Lufthansa ist, durch den regelmäßigen Besuch im Flugsimulator. Und jedes Mal, wenn er an Bord einer Maschine ist, geht er kurz nach vorne ins Cockpit und spricht mit den Kollegen.

"Pilot ist immer noch ein hochattraktiver Beruf", sagt Spohr und empfiehlt die Profession auch jungen Menschen: "Fliegen macht sehr viel Freude." Und doch ist der Glanz des Piloten in der Vergangenheit verblasst. Die Zeiten sind vorbei, in denen der stolze, von allen respektierte und gut verdienende Kapitän mit Uniform und Mütze der Traum einer ganzen Generation junger Leute war. Manche sprechen schon herablassend von "Busfahrern der Lüfte", die ähnlich wie ihre Kollegen auf der Straße im Stundentakt einen Airbus zwischen zwei Städten unablässig hin- und herfliegen. In der Tat sind auch die Piloten in Zeiten härter werdender Konkurrenz zwischen den Airlines mehr und mehr zu einem Kostenfaktor geworden.

Spohr etwa hat bei Lufthansa eine langen und teuren Arbeitskampf mit den Piloten durchgefochten. Insgesamt 29 Tage hatten die Lufthansa-Piloten gestreikt, im März aber gab es eine grundsätzliche Einigung. Die Angestellten vorne im Cockpit erhalten danach zwar mehr Geld, müssen aber auch auf einen Teil ihrer Privilegien verzichten. Vorteile, die ohnehin nur noch die 5500 Piloten der Marke Lufthansa (davon sind übrigens derzeit 360 weiblich) genießen. Die Kollegen bei den Tochtergesellschaften des Konzern, etwa bei Eurowings oder Austrian Airlines, fliegen jetzt schon zu schlechteren Konditionen.

Ohnehin variieren die Gehälter von Piloten stark. Flugzeugkapitäne, die über lange Erfahrung verfügen, verdienen bei etablierten Unternehmen wie Lufthansa oder KLM bis zu 250000 Euro im Jahr. Andere Airlines zahlen dagegen teilweise deutlich weniger. Der irische Billig-Konkurrent Ryanair beschäftigt Piloten sogar teilweise als Selbständige und bezahlt diese auf Stundenbasis. Dazu kommt, dass die Ausbildung lang und teuer ist. Doch die Nachfrage nach Piloten ist angesichts des steigenden Luftverkehrs da. Nach Berechnungen des Herstellers Boeing werden weltweit etwa 31000 neue Piloten im Jahr gebraucht.

© SZ vom 03.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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