Bei uns in Frankfurt:Der Euro ist saniert

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Die Euro-Skulptur in Frankfurt mit blauem Euro-Währungszeichen und gelben Sternen sah dieser Tage ziemlich ramponiert aus. Etliche Schaulustige standen mit ziemlich schlauen Sprüchen parat.

Von Markus Zydra

Es gibt viel zu sehen am Willy-Brandt-Platz, aber es war der Bauzaun, der Kran und das Werkzeug, die richtig Eindruck machten auf die kleine Ausflugsgruppe aus dem Kindergarten. Sie waren gekommen, um den Euro zu sehen. Vor ihnen auf der Wiese, im Schatten des alten Eurotowers, steht die 14 Meter hohe Euroskulptur. Sie ist das Frankfurter Wahrzeichen für die Währungsunion. Auch deshalb hat sich Frankfurt mit einigem Recht zur Europastadt ernannt. Doch die Skulptur mit blauem Euro-Währungszeichen und gelben Sternen sah dieser Tage ziemlich ramponiert aus. Die gelben Hauben der Sterne lagen abmontiert und lieblos auf dem Rasen. Das zog einige Schaulustige an, die sich auf die Parkbänke setzten und in der Sonne sitzend zuschauten. Handwerker haben zusammen mit Azubis die Einzelteile poliert und neue LED-Lampen eingesetzt. Es war natürlich ein Zufall, dass die Euroskulptur just in den Tagen saniert wurde, da die Euro-Zone eines seiner Mitglieder zu verlieren droht. Da bleibt Sarkasmus nicht aus. "Einen Stern lassen wir schwarz", witzelte ein Arbeiter. "Für Griechenland." Am Willy-Brandt-Platz lag früher die Schaltzentrale der Europäischen Zentralbank. Draghi und Kollegen haben den Eurotower aber verlassen und sind ins Ostend umgezogen. Die Skulptur scheint da ein wenig aus der Zeit gefallen zu sein. Auch weil sie nur zwölf Sterne hat. Ein Indiz für den Zauber des Anfangs. Mit zwölf Mitgliedern ging die Währungsunion an den Start. Viele Frankfurter erinnern sich gut. Silvester 2001 feierte man vor der blau-gelben Euroskulptur nicht nur das neue Jahr 2002, sondern auch die Einführung des Euro-Bargelds. Die Befürworter taten es mit einem Schuss Euphorie, die Euro-Gegner mit dem Gefühl, es nicht mehr ändern zu können. Die Notenbanker im EZB-Tower galten damals als stille Typen, die alles taten, um die Inflation zu bekämpfen. Kaum jemand hätte einen der Währungshüter auf der Straße erkannt. Doch diese Beschaulichkeit gibt es nicht mehr. Im März kam es zu gewalttätigen Demonstrationen gegen die EZB. Man warf ihr vor, die Armut in Europa zu vergrößern. Am Montag muss die EZB entscheiden, ob sie Griechenland frische Kredite gibt oder das Land pleite geht. Die Zukunft Europas wird in diesen Stunden auch in Frankfurt entschieden.

"Der Euro steht ja für Europa. Ist das ein Land?", fragte die Kindergärtnerin in die Runde. "Ja, Europa ist ein Land", antwortete ein Knirps wie selbstverständlich und erinnerte einen an das damals mit der Euro-Einführung erklärte Fernziel: die politische Union Europas.

© SZ vom 10.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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