Bankenverband:Einer muss es ja machen

Lesezeit: 3 min

Überzeugter Chef: Hans-Walter Peters ist Vorstand sowie Großaktionär der Hamburger Berenberg Bank. Und jetzt auch Lobby-Präsident. (Foto: oh)

Ende einer langen Suche: Berenberg-Chef Hans-Walter Peters wird Cheflobbyist der privaten Banken. Er kommt für Jürgen Fitschen.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Hans-Walter Peters kommt aus dem Feiern nicht mehr heraus: Erst wenige Tage ist es her, da ließ der Chef der Hamburger Privatbank Berenberg eigens Popstar Robbie Williams zu einer Betriebsfeier nach Hamburg einfliegen - schließlich beging das Bankhaus seinen 425-jährigen Geburtstag, da kann man es schon einmal krachen lassen.

Nun gibt es für ihn noch einen weiteren Grund zum Feiern, denn wie der Bundesverband deutscher Banken (BdB) am Mittwoch mitteilte, hat sich der Verbands-Vorstand nun einstimmig auf Peters als neuen Präsidenten verständigt. Im April kommenden Jahres soll er Deutsche-Bank-Co-Chef Jürgen Fitschen ablösen und dann bis 2019 für die deutschen Privatbanken sprechen. Offiziell gewählt wird er auf einer Vorstandssitzung am 9. November. Als "erfahren in der Verbandsarbeit" lobt man Peters am Mittwoch beim BdB, wo er fünf Jahre lang im Vorstand mitgearbeitet habe.

So richtig gerissen hatte sich jedoch niemand um das Amt des Cheflobbyisten der deutschen Privatbanken. Der Verband vertritt neben zahlreichen kleinen Privatbanken auch Deutsche Bank und Commerzbank. Beim BdB dürften sie daher froh sein, den Posten besetzt zu haben, zumal nach Fitschen als Vertreter einer Großbank ohnehin die kleinen Banken am Zuge waren. Gleichwohl hätten offenbar viele Mitglieder einen Großbankenvertreter vorgezogen. "Die Vorstandschefs der großen Banken scheuen diesen Posten aber leider wie der Teufel des Weihwasser", hieß es bei einem kleineren Mitgliedsinstitut. "Das liegt auch daran, dass man dafür öffentlich in der Regel nur kritisiert wird."

Die Regulierungsvorschläge, mit denen sich der Verband befassen muss, kommen schließlich seit Längerem aus allen Richtungen: Nicht nur aus Berlin, sondern auch aus Brüssel, wo die EU-Kommission sitzt, oder aus Basel, wo die Eigenkapitalregeln gemacht werden - und seit einem knappen Jahr auch aus Frankfurt, wo die neue EU-Bankenaufsicht der Europäischen Zentralbank wirkt. Ein Manager einer großen Bank wäre näher dran an Orten und Personen, so die Meinung vieler Verbandsmitglieder. Und weil es Commerzbank-Chef Martin Blessing noch nicht einmal für nötig erachtet hatte, im Vorstand vertreten zu sein, hatten viele auf Theo Weimer von der Münchener Hypo-Vereinsbank (HVB) gesetzt. Ihn soll jedoch die italienische HVB-Mutter Unicredit gebremst haben, die auf europäischer Ebene zuweilen andere Positionen vertritt als deutsche Banken.

Peters wird die vielen Interessen nun zusammenfassen müssen. Denn seit rund einem Jahr hat sich der Graben im Verband noch dadurch vergrößert, dass die großen Häuser von der EZB beaufsichtigt werden, die Kleinen aber weiter von der Bafin. Längst gibt es Stimmen, die einen europaweiten Verband fordern eigens für die über hundert EZB-regulierten Banken.

Der neue Verbandschef muss viele Interessen vereinen. Und nebenbei das Image der Banken aufpolieren

Zudem schwebt über dem Amt die fast unlösbare Erwartung, das desaströse Image der Branche endlich wieder aufzupolieren. Seit der Finanzkrise hat sich das Außenbild der Banken nie wirklich gebessert, und auch Fitschen war es nicht gelungen, das Vertrauen in die Banken wiederherzustellen - geschuldet war das in erster Linie den vielen Skandalen, die gerade die Deutsche Bank in den vergangenen Jahren zu verantworten hatte.

Verglichen damit war die Betriebsfeier bei Berenberg vergangene Woche zwar allerhöchstens ein Miniskandal. Viele Mitglieder aber müssen sich gedanklich trotzdem erst einmal daran gewöhnen, dass Peters der neue Bankenpräsident sein wird. Das liegt im Wesentlichen daran, dass die einst verschlafene Hamburger Privatbank in den vergangenen Jahren zu einer angriffslustigen und risikofreudigen Investmentbank mit 1250 Mitarbeitern herangewachsen ist. Ihr Geld verdient sie nicht mehr nur mit der Vermögensverwaltung, sondern auch damit, Mittelständler an die Börse zu bringen. Manch einer in der Branche verfolgt die Expansion mit Skepsis.

Begonnen hat der promovierte Volkswirt Peters seine Karriere bei der Dresdner Bank. Nach weiteren Stationen kam er 1994 zu Berenberg, wo er seit 2000 persönlich haftender Gesellschaft ist. Vor fünf Jahren übernahm er zusammen mit Berenberg-Co-Chef Hendrik Riehmer gut 25 Prozent an der Bank. Ebenfalls große Anteile hält die Familie Berenberg-Gossler.

Bleibt die Frage, wie viel Zeit Peters nun investieren muss, sich in der Politik zu vernetzen. Nicht gerade abträglich dürfte sein, dass sich die Bank - laut Bundestagsdokumentation - in den vergangenen Jahren stets als treue Spenderin für die CDU hervorgetan hat.

© SZ vom 17.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: