Bankenkrise:Island kämpft gegen den Staatsbankrott

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Die Regierung in Reykjavik hat die Kontrolle über das Bankengewerbe übernommen - und hoffte einen üppigen Notkredit von Russland. Doch Moskau dementiert: "Es gibt keine Kreditverhandlungen."

Die Lage ist ernst in Island. Vor der Verabschiedung eines Eilgesetzes in der voraufgegangenen Nacht sagte Ministerpräsident Geir Haarde vor dem Parlament in Reykjavik, Island stehe vor der "reellen Gefahr", so in die globale Finanzkrise hineingezogen zu werden, dass am Ende der Staatsbankrott stehe.

Um die Folgen der Finanzkrise abzufedern kündigte die isländische Regierung an, Russland gewähre dem Land ein Milliarden-Darlehen mit einer Laufzeit von vier Jahren. Nun kam jedoch das Dementi aus Moskau. Es habe bislang noch nicht einmal eine entsprechende Anfrage Islands an Russland gegeben, sagte ein Ministeriumssprecher. "Es gab keine Kreditverhandlungen mit Island", betonte er.

Unterdessen hat die isländische Regierung ein Notstandsgesetz verabschiedet. Damit kann der Staat die totale Kontrolle der Banken übernehmen. Das Gesetz wurde bei der Kontrolle der zweitgrößte Bank des Landes, Landsbanki sofort umgesetzt.

Die Bank Kaupthing bekam einen Sofortkredit über 500 Millionen Euro. In der Vorwoche hatte die Regierung bereits für 600 Millionen Euro 75 Prozent der Anteile an der drittgrößten Bank Glitnir übernommen.

Die extrem aggressive internationale Expansion der drei größten isländischen Banken gilt als entscheidende Ursache für die akute Krise auf der Nordatlantikinsel mit gut 300.000 Einwohnern.

Banken sind dem Staat über den Kopf gewachsen

Die Regierung kann Banken umgehend verstaatlichen, zu Fusionen zwingen, Spitzenmanager auswechseln und Grenzen für deren Entlohnung setzen.

Die isländische Krone hat seit einer Woche gegenüber dem Euro mehr als ein Viertel ihres Wertes verloren. In den letzten zwölf Monaten ist der Kurs um mehr als 70 Prozent gesunken.

Ob nationale staatliche Mittel ausreichen, um den gefährdeten Bankensektor zu stabilisieren, gilt als zweifelhaft.

Das Bilanzvolumen der drei führenden Banken ist zehnmal so groß wie das jährliche Bruttoinlandsprodukt. Als möglicher Ausweg werden in Reykjavik Mittel aus den nach internationalen Maßstäben sehr großen Pensionsfonds des Landes angesehen.

© sueddeutsche.de/dpa/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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