Bahn und GDL:Durchbruch im Tarifstreit

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Der Tarifkonflikt zwischen Bahn und GDL ist beigelegt: Das Unternehmen und die Gewerkschaften haben sich auf eine Arbeitszeit von 40 Stunden und eine Lohnerhöhung um elf Prozent geeinigt.

Nina Bovensiepen und Detlef Esslinger

Der Tarifkonflikt bei der Bahn ist nach Darstellung des Vorsitzenden der Lokführergewerkschaft GDL, Manfred Schell, beendet. Die Gewerkschaft sei mit dem, was sie erreicht habe, "zufrieden", sagte Schell am Sonntag in Frankfurt.

Durchbruch im Tarifstreit (Foto: Foto: AP)

Die Bahn hingegen äußerte sich etwas zurückhaltender. Sie halte eine Einigung "noch in dieser Woche für möglich", sagte Bahn-Personalvorstand Margret Suckale.

Die Einigung auf einen eigenständigen Tarifvertrag sieht nach den Worten Schells vor, dass die Lokführer eine Einmalzahlung von 800 Euro erhalten, die die Zeit vom 1. Juli 2007 bis zum 29. Februar 2008 abdecken soll. Der alte Tarifvertrag lief Ende Juni aus.

Vom 1. März an erhalten sie acht Prozent mehr Gehalt, und vom 1. September nochmals drei Prozent - insgesamt also elf Prozent. Der Tarifvertrag hat eine Laufzeit bis Ende Januar kommenden Jahres.

Beide Seiten haben laut Schell jedoch bereits jetzt vereinbart, dass die Arbeitszeit der Lokführer zum 1 . Februar 2009 von 41 auf 40 Stunden reduziert wird, und dies bei gleichbleibendem Entgelt.

Die Einigung kam dem Vernehmen nach am Samstag in zwei Spitzentreffen in Berlin zustande. Bahnchef Hartmut Mehdorn war am Vormittag von einer Reise nach China und Indien zurückgekehrt und traf sich um 12 Uhr mit GDL-Chef Schell in der Bahnzentrale.

Nach vierstündigen Gesprächen fuhren sie ins Bundesverkehrsministerium, wo sie die Verhandlungen zusammen mit Minister Wolfgang Tiefensee (SPD) fortsetzten. Tiefensee präsentierte sich am Sonntag als der entscheidende Mann in dem Konflikt.

"Ich bin hochzufrieden, dass wir die letzte Hürde genommen haben", sagte er in Berlin, "der Streik ist abgewendet." Noch am Freitag sei der Tarifkonflikt "völlig festgefahren" gewesen, am Samstag hätten die Zeichen auf Streik gestanden. Deshalb habe er Schell und Mehdorn in sein Haus gebeten. Dabei sei "der Durchbruch gelungen".

Am Donnerstag hatte die GDL die Verhandlungen abgebrochen, weil das Ergebnis uns "nicht sonderlich zufriedengestellt hat", wie Schell am Sonntag sagte. Das nun verkündete Ergebnis unterscheidet sich in drei Punkten von dem Verhandlungsstand von Donnerstag:

Es gibt die achtprozentige Lohn-Erhöhung nun einen Monat früher, und die Lokführer haben sich die 40-Stunden-Woche erstritten, die auch für die anderen Beschäftigten der Bahn gilt. Außerdem soll eine langjährige Zulage nicht mehr voll, sondern nur noch zur Hälfte mit der Entgelt-Erhöhung verrechnet werden.

Der Tarifkonflikt war auch deshalb so kompliziert, weil es bei der Bahn drei Gewerkschaften gibt, die um ihren Einfluss rangeln. Mit den zwei anderen Gewerkschaften Transnet und GDBA hatte die Bahn im Juli einen Tarifabschluss vereinbart, der 4,5 Prozent Lohn-Erhöhung sowie eine Einmalzahlung von 600 Euro vorsah - sowie die Regelung, dass dieser Vertrag hinfällig würde, sollte die Bahn der GDL mehr gewähren als den beiden anderen Gewerkschaften.

In einer ersten Reaktion äußerte sich GDBA-Chef Klaus-Dieter Hommel gelassen. Zwar habe seine Gewerkschaft eine niedrigere Einmalzahlung ausgehandelt als die Lokführer, sagte Hommel der Süddeutschen Zeitung, dafür aber werde die prozentuale Lohn-Erhöhung drei Monate früher wirksam.

Den elf Prozent, die die Lokführer erhalten, stellte er die neue Entgeltstruktur gegenüber, auf die sich Transnet und GDBA vor einigen Wochen mit der Bahn geeinigt hatten. Dadurch ergäben sich für alle Bahn-Beschäftigten dieselben Lohn-Erhöhungen. Bahn-Vorstand Suckale betonte, die Grenzen des wirtschaftlich Vertretbaren seien mit dem Abschluss "bereits überschritten".

© SZ vom 14.01.2008/bavo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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