Autohersteller:Der Nächste, bitte!

Lesezeit: 2 min

Mitsubishi gesteht jetzt ebenfalls eine Manipulation, nur: Anders als bei Volkswagen geht es bei den Japanern um geschönte Zahlen zum Benzinverbrauch.

Von Thomas Fromm, München

Eine kurze Mitteilung genügte, um die Mitsubishi-Aktie nach unten zu ziehen: Kaum hatte der japanische Autohersteller eine Pressekonferenz angekündigt und klar gemacht, dass es darin wohl um das Thema Abgastests gehen würde, da krachte der Kurs der Mitsubishi-Aktie um 15 Prozent ein.

1,2 Milliarden Dollar - einfach weg.

Seit die VW-Affäre bekannt wurde, ist die Branche vorsichtig geworden. Wo es um falsche Angaben zu Abgasen oder Benzinverbräuchen geht, kann es sehr schnell sehr heikel werden. Und, wie im Fall VW, um Milliardenrisiken gehen. Auch deshalb stellt sich seit Monaten jeder die Frage: Kann es wirklich sein, dass nur VW hier betrogen hat? Was ist eigentlich mit den anderen Hersteller? Seit diesem Mittwoch hat VW Gesellschaft aus Japan bekommen.

Nur: Anders als bei VW, geht es bei Mitsubishi nicht um eine Software, die bei Abgastests manipulierte. Das Problem der Japaner ist ein anderes: Es geht um geschönte Zahlen zum Benzinverbrauch, der zuerst dem Partner Nissan aufgefallen war. Nissan habe Mitsubishi schließlich gebeten, die Werte noch einmal zu überprüfen, erklärte der Konzern. Für die Zusammenarbeit der beiden hat der Fall offenbar vorerst keine Auswirkungen: Nissan teilte mit, weiter mit Mitsubishi kooperieren zu wollen.

Es wurde also auf Wunsch nachgemessen. Schnell war klar, dass das, was angegeben wurde, nicht der Realität entsprach. Mitarbeiter sollen während der Tests die Messbedingungen manipuliert haben.

So macht es einen Unterschied, ob man während der Prüfungen die Lasten verändert oder den Reifendruck. So lassen sich mit verschiedenen Reifendruckwerten auch günstigere Verbrauchswerte erzielen, und damit günstigere Abgaswerte.

Betroffen sind nach Angaben des Herstellers 625 000 Kleinwagen für den japanischen Markt, viele davon sind unter dem Namen des Konkurrenten und Partners Nissan auf dem Markt. Betroffen sind die Nissan-Modelle Dayz und Dayz Roox sowie die Mini-Autos eK Wagon und eK Space von Mitsubishi. Produktion und Verkauf der betroffenen Autos seien gestoppt worden, teilte das Unternehmen mit. Ein Sprecher von Mitsubishi Motors betonte, die entsprechenden Modelle seien nicht auf dem deutschen Markt verkauft worden, sondern nur in Japan. Allerdings soll nun auch geprüft werden, ob nicht doch Produkte betroffen sind, die in ausländische Märkte gegangen sind. Dies gebiete der "Ernst der Lage".

VW bekommt Gesellschaft: Auch bei Mitsubishi wurde manipuliert, hier der Hauptsitz des Autoherstellers in Tokio. (Foto: Tomohiro Ohsumi/Getty)

Mitsubishi-Präsident Tetsuro Aikawa ließ nicht viel Zeit vergehen: Er sagte, er übernehme die Verantwortung, obwohl er nichts von der Manipulation gewusst habe. Er kündigte an: "Wir werden ermitteln, warum dies passiert ist, und werden eine Wiederholung unterbinden." Man werde die Kunden informieren, er fühle sich "schrecklich, dass ihnen falsche Zahlen genannt wurden". Das Fehlverhalten der Mitarbeiter sei "absichtlich", so der Konzernchef. Allerdings sei eine Frage noch nicht beantwortet: Warum die Manipulationen überhaupt stattgefunden hätten. Der Chef und seine Manager verbeugten anschließend ihr Haupt vor der Öffentlichkeit, um sich zu entschuldigen.

Am Mittwoch dann verlangte das Bundesverkehrsministerium Aufklärung über die Manipulationen. Mitsubishi solle nun rasch klären, ob nicht doch auch Autos in Deutschland betroffen seien. Die Frage drängt sich auf in diesen Zeiten, in denen das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) gerade Nachmessungen bei mehr als 50 Diesel-Modellen von Herstellern aus dem In- und Ausland durchführt. Die Ergebnisse sollen in Kürze vorliegen, heißt es aus der Branche. Dort rechne man mit einer Veröffentlichung "in den kommenden Tagen". Ein Großteil der geprüften Autos soll auffällig hohe Abgaswerte aufweisen. Grund, dies ergaben Recherchen von Süddeutscher Zeitung, WDR und NDR: Die Hersteller haben ihre Motoren so konstruiert, dass die Abgasreinigung bei niedrigeren Temperaturen ausgeschaltet oder zumindest heruntergefahren wird. Folge: Bei kühleren Temperaturen wird mehr Stickstoff ungefiltert in die Luft geblasen und die gesetzlichen Stickoxid-Grenzwerte werden bei den meisten getesteten Autos um ein Vielfaches überschritten. Mitsubishi bringt nun einen weiteren Aspekt mit in die Debatte: Was, wenn Hersteller zum Beispiel ihre Reifen kräftig aufpumpen, um bei Tests besser da zu stehen? Es gibt ziemlich viele Tricks, um ein Auto besser aussehen zu lassen, als es in Wahrheit ist.

© SZ vom 21.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: