Autobranche:Weitere Verlagerungen in Billiglohnländer

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Die europäischen Automobilkonzerne sehen weiterhin erhebliches Einsparpotenzial durch die Verlagerung der Produktion in Billiglohnländer.

Der Trend in der europäischen Automobilindustrie zur Verlagerung der Produktion in Billiglohnländer hält einer Umfrage der Unternehmensberatung Booz Allen Hamilton zufolge an.

Volkswagen nutzt ebenfalls die Kostenvorteile günstigerer Standorte, etwa am Standort Bratislava. (Foto: Foto: dpa)

Die deutliche Mehrheit der Unternehmen sehe weiter erhebliches Einsparpotenzial von durchschnittlich 2.200 Euro je Fahrzeug, sagte Bernhard Rieder, Geschäftsführer bei Booz Allen Hamilton unter Berufung auf eine Umfrage unter 40 Topmanagern aus der europäischen Automobil- und Zulieferindustrie.

China und Osteuropa gälten dabei als die attraktivsten Ziele. Westeuropäische Standorte dürften weiter unter Druck geraten, Deutschland stehe hier im Augenblick aber recht gut da.

Innerhalb der osteuropäischen EU-Länder seien Tschechien, Polen und die Slowakei die attraktivsten Länder, sagte Rieder. Punkten könnten diese mit niedrigen Lohnkosten.

Lohnkostenunterschiede nach wie vor dramatisch

"Die Lohnkostenunterschiede sind nach wie vor dramatisch. Zwischen West- und Osteuropa liegt das Gefälle bei rund 70 Prozent. Da kann schon noch einiges an Lohnzuwächsen kommen, bis der Vorteil schwindet." Hinzu kämen aber auch eine gute Infrastruktur, qualifiziertes Personal und schlicht die räumliche Nähe zu den europäischen Absatzmärkten, sagte Rieder.

"Gewaltiges Marktpotenzial"

Hier lägen auch die Chancen von Ländern wie Russland, China und auch Indien, sagte Rieder. Sie verfügten ebenfalls über ein "gewaltiges Marktpotenzial" und "viele gut ausgebildete Fachkräfte".

In den kommenden Jahren sei daher damit zu rechnen, dass die Autohersteller auf diesen wichtigen Märkten zunehmend auch in die Entwicklung investieren, um sich dem Geschmack der jeweiligen Märkte anzupassen. "Versuche eines 'Weltautos' sind gescheitert."

Der Druck auf die westeuropäischen Standorte dürfte in den kommenden Jahren noch zunehmen, sagte Rieder. Auch weitere Werksschließungen seien denkbar.

Hausaufgaben gemacht

Deutschland habe in vielen Punkten aber bereits seine Hausaufgaben gemacht. Dort hätten sich "viele Werke durch eine höhere Flexibilität bereits auf den weiter steigenden Wettbewerb eingestellt und können heute mit ihren Stärken den Kostennachteil oftmals ausgleichen".

Auch die Servicequalität in Deutschland werde geschätzt.

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