Autobranche:Umstrittener Dreierbund

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Der angeschlagene US-Autokonzern General Motors will Gespräche mit den Konkurrenten Renault und Nissan über einen Verbund aufnehmen. Die Gewerkschaft fürchtet um Arbeitsplätze.

Der Verbund der drei Autoproduzenten käme auf einen Autoabsatz von 15 Millionen Autos und einen Marktanteil von rund 25 Prozent.

Der Verwaltungsrat des Opel-Mutterkonzerns GM hatte Unternehmenschef Richard Wagoner (53) am Freitagabend ermächtigt, mit dem Chef der französisch-japanischen Autogruppe Carlos Ghosn die Möglichkeiten einer Zusammenarbeit auszuloten.

Renault erklärte am Freitagabend, dass jetzt alle Bedingungen gegeben seien, "Sondierungsgespräche" zu beginnen. Die beiden Manager wollen sich am 14. Juli treffen.

Arbeitnehmervertreter von GM und Renault lehnen aus Angst vor Arbeitsplatzverlusten eine engere Zusammenarbeit der Autokonzerne ab. Die US-Automobilarbeitergewerkschaft UAW sprach am Samstag von einer "weiteren Erosion guter Jobs" falls es zu diesem Dreierbündnis kommen sollte. GM will im Zuge der Sanierung 35.000 Stellen in den USA streichen und mehrere Fabriken schließen.

Nach US-Medienberichten steht auch das Management von GM einer Allianz skeptisch gegenüber. "Wir wollen offen in die Gespräche mit den Führungsspitzen von Renault und Nissan gehen", sagte GM-Chef Wagoner. "Angesichts der Komplexität einer möglichen Beziehung muss man vorsichtig die Chancen abwägen, bevor man eine Entscheidung trifft."

Angst um die Marke Opel

Opel-Betriebsratschef Klaus Franz fürchtet bei einer Allianz zwischen der Opel-Mutter General Motors und Renault/Nissan um die Marke Opel. Ein solches Bündnis könne die Existenz der Marke in Frage stellen, sagte Franz dem Handelsblatt (Montagsausgabe).

Renault und Opel seien in Westeuropa "knallharte Rivalen" und würden in den gleichen Segmenten um die gleichen Kunden wetteifern. Für Opel hätte eine Allianz "dramatische Auswirkungen". Die Hersteller hätten in Europa massive Kapazitäten für Produktion und Entwicklung konzentriert. Auch die Zukunft des internationalen Entwicklungszentrums in Rüsselsheim sei damit gefährdet.

Franz, der zugleich der oberste Arbeitnehmervertreter von GM in Europa ist, lehnt die Allianz ab und setzt dabei auf die Unterstützung der Kartellwächter. "Ich bin mir sicher, dass ein Bündnis ein Fall für das Kartellamt wäre", sagte Franz. GM, Renault und Nissan kämen in Westeuropa auf einen höheren Marktanteil als Platzhirsch Volkswagen.

Auch Philippe Noel, Sekretär der Gewerkschaft CGT, der wichtigsten Gewerkschaft bei Renault, sieht eine Partnerschaft zwischen dem französischen Autobauer und dem weltgrößten Autokonzern skeptisch. "Eine Allianz mit GM scheint verfrüht", sagte Noel der Zeitung. "Die Vorteile der Allianz zwischen Renault und Nissan sind noch nicht gehoben, insbesondere beim Absatz."

"Wir sehen eine weitere Erosion guter Jobs in diesem Land, falls dies zustande kommen sollte", zitierte die "Detroit News" am Samstag in ihrer Onlineausgabe den Präsidenten der amerikanischen Automobilarbeitergewerkschaft UAW, Ron Gettelfinger. Der gesamte zukünftige Charakter der Autoindustrie werde hierdurch bestimmt. Gettelfinger glaubt aber nicht an eine Allianz. Wagoner mache einen guten Job und habe ein großartiges Team, sagte er.

GM kommt mit der Gesprächsaufnahme einer Forderung des US- Milliardärs und GM-Aktionärs Kirk Kerkorian nach, der mit der Sanierungsarbeit beim weltgrößten Autoproduzenten GM unzufrieden ist. Kerkorian hält über seine Investmentfirma Tracinda 9,9 Prozent der GM-Aktien. Er hatte vor einigen Jahren als Chrysler-Großaktionär einen - inzwischen verlorenen - Milliardenprozess gegen DaimlerChrysler angestrengt, weil er sich beim Zusammenschluss der Unternehmen betrogen fühlte.

GM hatte im vergangenen Jahr wegen seines schlechten US- Autogeschäfts einen Verlust von 10,6 Milliarden Dollar verbucht. GM hat mehrere Beteiligungen an ausländischen Autokonzernen verkauft und trennt sich von der Mehrheitsbeteiligung an seiner lukrativen Finanztochter GMAC.

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