Ausland:Bei den Nachbarn gibt es mehr

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Schönere Hüte, schönere Zinsen: In den Niederlanden gibt es für Termingelder derzeit im Schnitt 1,75 Prozent. (Foto: Koen Van Weel/dpa)

Niederländische Banken zahlen dreimal so viel wie deutsche. Deutsche Sparer können also mehr Rendite erwirtschaften, wenn sie ihr Geld ins Euro-Ausland überweisen.

Von Markus Zydra, Frankfurt

Das Sparvermögen wirft so gut wie nichts mehr ab und dann erhöhen die Banken auch noch die Gebühren, damit sie überhaupt noch was verdienen. Viele Deutsche machen per Saldo Verluste mit ihrem Ersparten. Und sehen die Verantwortung dafür bei der Europäischen Zentralbank und ihrem Präsidenten Mario Draghi. Schließlich erhalten Sparer hierzulande im Durchschnitt mit Termingeldern nur noch 0,5 Prozent Zinsertrag. Für Tagesgeld liegt der Wert bei 0,1 Prozent. Das zeigen aktuelle Daten der EZB.

Doch es geht auch anders. In anderen Euro-Staaten zahlen Banken bis zu dreimal soviel. In den Niederlanden liegt der Durchschnittszins für Termingelder bei 1,75 Prozent. In Zypern sind es 1,5 Prozent, in Frankreich 1,4 Prozent und in Italien liegt der Sparzins immerhin noch bei 1,2 Prozent. Zum Vergleich: Spanische Banken zahlen im Schnitt nur 0,3 Prozent. Der Durchschnittswert für die gesamte Euro-Zone beträgt 0,7 Prozent. Beim Tagesgeld sind die Unterschiede deutlich geringer. Einzig in den Niederlanden gibt es im Durchschnitt 0,3 Prozent, in Zypern sind es 0,2 Prozent.

Deutsche Sparer können mehr Rendite erwirtschaften, wenn sie ihr Geld ins Euro-Ausland überweisen. Im Prinzip liegt das Sparvermögen dort genauso sicher wie in Deutschland. In der EU sind je Kundenkonto bei einer Bank bis zu 100 000 Euro abgesichert. Jeder EU-Staat ist verpflichtet, eine entsprechende Einlagensicherung zu garantieren, die sich aus Bankbeiträgen speist. Sollten im Ernstfall die Mittel nicht reichen, müsste der Steuerzahler des jeweiligen Landes in die Bresche springen. "Die Sicherheit gewährleistet also weniger ein Einlagensicherungssystem als vielmehr der politische Wille. Bei Einlagen im EU-Ausland besteht das Risiko, dass der für die Entschädigung aller Einleger erforderliche politische Wille womöglich nicht für Anleger aus Deutschland vorhanden ist", warnt Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.

Gerade weil deutsche Banken als sicher gelten, erzielen ihre Kunden weniger Erträge

Doch warum variieren die Zinsen in der Euro-Zone so stark? Schließlich legt die EZB den Preis für Geld zentral für alle Banken fest. "In einigen Ländern liegen die Zinsen auf Immobilien- und Unternehmenskredite höher als in Deutschland, wodurch Banken leicht höhere Zinsen auf Spargelder anbieten können", sagt Carsten Brzeski, Chefvolkswirt der ING-Diba. Die Höhe der internen Kosten und Unterschiede bei Geschäftsmodellen könnten auch eine Rolle spielen. "Letztendlich werden deutsche Banken als sicherer Hafen in der Euro-Krise immer noch mit viel Sparvermögen überspült, das sie allerdings kaum noch verleihen können." Das Überangebot an Geld senkt die Zinsen.

Banken refinanzieren sich durch Spareinlagen und längerfristig über Anleihen am Finanzmarkt. Länder wie Frankreich und Italien gelten an den Finanzmärkten als riskantere Schuldner als etwa Deutschland. "Dadurch müssen französische und italienische Banken höhere Zinsen bezahlen, wenn sie sich am Finanzmarkt Geld leihen", sagt Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Deka Bank. "Dieser Zinssatz der Bank-Anleihen bildet die Obergrenze für den Einlagenzins. Weil sich die Banken in Deutschland billiger refinanzieren, gibt es dort weniger auf dem Girokonto." Die finanzpolitische Stabilität Deutschlands trägt also auch dazu bei, dass Sparer hierzulande weniger Zins erhalten. Doch dafür sind auch die Kredite billiger.

© SZ vom 03.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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