Aufarbeitung der Krisenjahre:Achleitners Ansage

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Im Boni-Streit mit ehemaligen Vorständen der Bank gibt sich der Aufsichtsratschef siegessicher.

Von Meike Schreiber und Jan Willmroth, Frankfurt

Wenigstens in einer Sache ist Paul Achleitner uneingeschränkt glaubwürdig, als er das Aktionärstreffen der Deutschen Bank eröffnet. Man will die Vergangenheit endlich hinter sich lassen, nach vorn schauen, wieder wachsen und Gewinn machen, die vielen Skandale aus der Finanzkrise und der Zeit danach zu den Akten legen. Aber das ist eben schwierig, solange es so viele Geschichten in der Bank gibt, die noch nicht zu Ende erzählt sind.

Dazu gehören die mindestens 30 Millionen Euro an Boni für ehemalige Manager der Bank, die entweder einbehalten wurden oder bald fällig werden. Bereits 2014 hatte Aufsichtsratschef Achleitner das Geld eingefroren, um die Ex-Manager an den Milliardenstrafen wenigstens symbolisch zu beteiligen. Noch ist nicht juristisch geklärt, ob die Bank das Geld behalten darf. Auf der Hauptversammlung gibt sich Achleitner aber siegessicher: "Nach Erwartung des Aufsichtsrats wird es in den nächsten Monaten hierzu eine Regelung geben, die einen wesentlichen finanziellen Beitrag der Betroffenen sicherstellt", sagte er. Die Gespräche mit den betroffenen Vorstandsmitgliedern seien fortgeschritten.

Aus dem Umfeld der Ex-Banker heißt es indes, in dem Konflikt gebe es keinen neuen Stand

In dem Konflikt geht es vor allem um die Jahre ab 2011 und den damals amtierenden Vorstand um Anshu Jain und Jürgen Fitschen. Außer ihnen hätte auch der langjährige Chef Josef Ackermann noch Geld zu erwarten, ebenso wie unter anderem die einstigen Top-Deutschbanker Hermann-Josef Lamberti, Michael Cohrs, Hugo Bänziger und Rainer Neske. Konkrete Namen nannte Achleitner nicht.

Im Umfeld der Ex-Vorstände wundert man sich über Achleitners Ansage. Es gebe überhaupt keinen neuen Stand, hieß es am Donnerstag. Achleitner erwecke einen falschen Eindruck. Die Anwälte der Bank, die nun seit Jahren versuchen, den einzelnen Managern ein Fehlverhalten in den Skandaljahren nachzuweisen, hätten das Fehlverhalten, von dem Achleitner spricht, noch immer nicht nachweisen können. Die ehemaligen Kollegen ziehen nicht an einem Strang. Dazu sind ihre Interessen zu unterschiedlich. Während einige von ihnen freiwillig auf die ausstehenden Boni verzichten würden, riskieren andere lieber ein Gerichtsverfahren.

Allein seit 2012 musste die Deutsche Bank fast 15 Milliarden Euro ausgeben, um Rechtsstreitigkeiten beizulegen. Die jeweilige Verantwortung einzelner Top-Manager für die Skandale der Bank bleibt größtenteils ungeklärt.

© SZ vom 19.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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